Ozymandias war ursprünglich der Titel eines Gedichts von Percy Bysshe Shelley, das dieser 1817 geschrieben hatte. Der Name ist eine von Diodor gräzisierte Version des Thronnamens „User-maat-Re“, also des altägyptischen Pharaos Ramses II. In Shelleys Sonett geht es um die Vergänglichkeit irdischen Strebens. Schon in Allen Moore’s Watchmen spielte die Figur namens Ozymandias alias Adrian Alexander Veidt eine Rolle, aber auch in unlängst veröffentlichten Werken der Populärkultur wird auf die Figur Replik genommen. J+ngste Beispiele sind eine Folge der Serie Breaking Bad vom August 2013, wo das Gedicht in einem Teaser für die letzten 8 Folgen der TV-Serie Breaking Bad rezitiert wird. Eine andere für MythBusters produzierte Episode wird ein ähnlicher Teaser wie in Breaking Bad produziert, welcher aus Szenen von MythBusters zusammengeschnitten ist und das Gedicht von Jamie Hyneman gelesen intoniert.
Schuld als Triebfeder
„Vergib mir, Miranda…bitte. Ich bin an allem schuld, Verzeih mir.“ Schon aus diesen Worten Veidts klingt der Größenwahnsinn dieses Charakters, denn er ist nicht Gott und deswegen kann er auch nicht „an allem“ schuld sein. Die beiden Comic-Legenden Len Wein und Jae Lee legen mit „Ozymandias“ ein Werk vor, das zeigt, was es wirklich bedeutet, der klügste Mann der Welt zu sein und jenseits von Kategorien wie „Held“ oder „Schurke“ zu denken und zu handeln, um die Menschheit zu retten. Ozymandias ist ein einsamer Held, denn seine große Liebe, Miranda, verliert er schon früh aus Unachtsamkeit. Seine erste Lektion, die ihn prägen wird, lernt er aber schon früher von seinem Vater: „Das Leben ist nicht fair. Wichtig ist nur, dass man überlebt.“ Miranda wird zum Auslöser für seinen Rachefeldzug gegen das Böse in der Welt und Ozymandias weiß auch, dass er diesen Krieg immer auch gegen sich selbst führt. Einsam und anders als die andern
„Im Laufe der folgenden Monate bekämpfte ich das Verbrechen fast schon mehr nebenbei. Mir wurde schnell bewusst, dass mir Rorschachs reine, besessene Leidenschaft für die Aufgabe oder die sadistische Freude des Comedians fehlten. Ich hatte weder Nite Owls Verantwortungsbewusstsein noch Dr. Manhattans übergeordneten Sinn für Pflichterfüllung.“ Veidt handelt mehr aus Notwendigkeit, denn aus Überzeugung, denn es wäre schade, wenn er seine Fähigkeiten nicht einsetzen würde, Verschwendung, wenn er sie nicht in der Praxis trainieren würde, schließlich trägt es ja auch zu seiner eigenen Verbesserung bei, sich einzusetzen, als Waffe gegen das Böse. Alleine sitzt Ozymandias in seiner Festung Karnak im ewigen Eis und versucht vor seinen unzähligen Bildschirmen nicht nur das Weltgeschehen, sondern auch Dr. Manhatten zu studieren. Intellektuell und kritisch
Ozymandias liest auch viel, darunter Science Fiction Literatur und Comics, denn er will dem menschlichen Sein auf den Grund gehen. Er erschafft einen Luchshybriden namens Bubastis, damit die Katze ihn begleitet auf seinen Streifzügen. „Mord rufen und des Krieges Hund entfesseln“ ist eine weitere literarische Vorlage, die die Schöpfer von Ozymandias neben Shelley benutzen. Aber auch zeitgenössische Kunst wird zitiert, etwa wenn ein kleiner schwarzer Junge „Who watches the Watchmen“ an die Wand sprüht. „Schwer ruht das Haupt auf dem eine Krone lastet“, seufzt Ozymandias Bubastis an, denn er weiß, dass auch seine Verantwortung sehr groß ist. Die Geschichte wird fortgesetzt. Denn: „Es gibt jeden Tag neue gesellschaftliche Brandherde: Promiskuität, Drogen, Studentenunruhen und noch mehr!“
Autor:Len Wein/Zeichner:Jae Lee
BEFORE WATCHMEN: OZYMANDIAS
SOFTCOVER
156 Seiten
Format: SC
Original-Storys:Before Watchmen: Ozymandias 1
Preis:16,99 €
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-10-26)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.