Nach ihren beiden ersten, wohl zu ihrer eigenen großen Überraschung zu Bestsellern gewordenen Büchern „Der Crash ist die Lösung“ und „Der größte Raubzug der Geschichte“ haben die beiden Wirtschaftsexperten Matthias Weik und Marc Friedrich nachgelegt und veröffentlichen mit „Kapitalfehler“ die Ergebnisse ihrer Reflexionen und Recherchen darüber, „wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen“.
Wie bei den beiden anderen Büchern auch bestechen die Autoren durch einen systematischen Aufbau, durch verständliche Sprache und übersichtliche Gliederung. Und noch einmal möchte ich wiederholen: Es wäre an der Zeit, dass die sich kritisch gebenden Magazine der Fernsehsender solche kritischen Bücher zur Kenntnis nehmen und in ihren Beiträgen entsprechend würdigen.
In einer Rezension hat der renommierte Ökonom Max Otte, der gerade mit „Rettet unser Bargeld“ selbst eine massive Kritik der europäischen Finanzpolitik vorgelegt hat, das vorliegende Buch gelobt und den Autoren besonders für zwei brillante Fallstudien zu Island und Griechenland gedankt und ihre Verankerung im realen Wirtschaftsgeschehen hervorgehoben. Dies nimmt er auch zum Anlass zu hoffen, dass doch einige ihrer Vorschläge umgesetzt werden.
Aus fast jeder Zeile des Buches kann man trotz der beißenden und fundierten Kritik herauslesen, dass Weik und Friedrich diese Hoffnung teilen. Nach über 50 jähriger kritischer Zeitgenossenschaft bin ich allerdings skeptisch. Selten, sehr selten wurde die mögliche beste Variante gewählt von einer Politik und Gesellschaft, die immer weniger langfristig und nachhaltig lebt und entscheidet.
Und die Gier der Menschen, die wegen ein Paar Prozent mehr Zinsen ihre ganze Existenz auf das Spiel setzen ist nur der individuelle Ausdruck einer Haltung, die das ganze System prägt. Vielleicht ist doch der Crash die Lösung, wie Weik und Friedrich in ihrem zweiten Buch vorgeschlagen haben. Doch auch da bin ich skeptisch, wenn ich wahrnehme, was nach dem Crash von 2008 alles für Reden geschwungen und von wem Besserung gelobt worden ist. Man schaue nur auf die Manager in Wolfsburg, die immer weiter betrügen und sich, ohne dass ihnen die Politik Einhalt gebietet (die Arbeitsplätze !!) bereichern oder an die üblen Geschäfte der Deutschen Bank und der Commerzbank.
Dennoch: das Buch ist wichtig, zeigt es doch, dass es Alternativen gibt, und die Politik und die Wirtschaft uns was vormachen, wenn sie das Gegenwärtige für alternativlos halten.
Matthias Weik, Marc Friedrich, Kapitalfehler, Eichborn 20126, ISBN 978-3-8479-06905-6
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-05-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.