„Es gibt einen schwer ausrottbaren Irrtum, der viel Schaden anrichtet und junge Menschen grundlos in Angst und Schrecken versetzt, die Behauptung nämlich, dass es sich bei der MS um eine unheilvolle Krankheit handelt, die unerbittlich in den Rollstuhl führt“, heißt es am Buchrücken dieser kleinen Einführung in das Krankheitsbild von MS. Tatsächlich sei es bei zwei Drittel der Erkrankten nämlich nicht der Fall und das ist doch zumindest schon einmal ein guter Anfang. Auch macht die medizinische Forschung in letzter Zeit große Fortschritte und wahrscheinlich wird unsere Generation eine Lösung des Problems sogar noch erleben.
Multiple Sklerose ist so mannigfaltig und individuell wie ihr Namen schon sagt: multipel. „Sklerose“ bedeute eigentlich eine Verhärtung von Organen oder Gewebe durch eine Vermehrung des Bindegewebes. Die Sklerose ist also keine eigenständige Krankheit, sondern Folge einer anderen Grunderkrankung. Aber woher kommt diese Grunderkrankung? Will man die Symptome bekämpfen, sollte man doch zuerst nach den Ursachen forschen. Aber auch dazu gibt es viele verschiedene, multiple Ansätze. „Richtig ist, dass es Indizien gibt, dass der gesuchte MS-Erreger in der Gruppe der Herpesviren zu finden sein könnte. Sie haben die Eigenart zu rezidivieren, also in Schüben aufzutreten, und sie haben eine besondere Neigung, das Nervengewebe zu befallen. Auch das Epstein-Barr-Virus gehört dazu. Verwirrenderweise gibt es mindestens sechs unterschiedliche Typen von Herpesviren, die völlig verschiedene Krankheitsbilder verursachen, darunter das Varicella-Zoster-Virus, das in der Kindheit für die Windpocken verantwortlich ist und viele Jahre später im Erwachsenenalter in Zeiten einer Abwehrschwäche die Ursache einer Gürtelrose (Zoster) sein kann. Sicher ist es so, dass die MS-Wahrscheinlichkeit bei denen erhöht ist, die irgendwann einmal eine Gürtelrose gehabt haben, aber das hängt vermutlich nicht damit zusammen, dass das Varizella-Zoster-Virus eine MS macht, sondern dass die Abwehrkräfte daniederliegen und beides auslösen können: eine Gürtelrose und eine MS.“, schreibt der Autor und Mediziner Dr Wolfgang Weihe, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie seit mehr als 25 Jahren.
Der „Keim der MS“ werde wahrscheinlich genetisch gelegt, ein bestimmtes Muster in den Genen kann aus irgendeinem Grunde eher zu MS mutieren – und diese Anlage wird vererbt. Wichtig ist vor allem aber auch zu bedenken, dass es bestimmte Umweltbedingungen gibt, die die MS-Anlage wachsen lässt. Was das ist, weiß man zwar immer noch nicht, aber sie könnte auf Stress zurückzuführen sein, der Industrialisierung und der Überlastung unserer Gehirne durch ein „Zuviel von allem“. „Man tut immer so, als würde noch schrecklich viel hereinpassen, aber ich glaube das nicht. Eher ist eine Grenze der Verträglichkeit erreicht.“, meint Dr Weihe dazu. Als Erstinformation für Betroffene und Angehörige räumt die vorliegende Publikation erst einmal mit den häufigsten Vorurteilen auf und gibt weitere Hinweise, wie man an Informationen zur Krankheit kommt.
Wolfgang Weihe
Warum die Multiple Sklerose besser ist als ihr Ruf:
Ein Wegweiser für Neubetroffene
C.G. Carus-Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-07-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.