Die im Alltag kaum noch wahrgenommenen Dinge vermag A.J. Weigoni so darzustellen, als betrachte man sie wie zum ersten Mal. Mit den Vignetten definierte er eine Literaturgattung neu. Die Poetik der realen Virtualität, das als Spurenelement jeder Erzählung der Zombies innewohnt steigt in den Novellen Cyberspasz zu beachtlicher Konzentration an.
In seinem ersten Roman Abgeschlossenes Sammelgebiet stellt Weigoni die Welt auf die Vergänglichkeitsprobe. Auch sein zweiter Roman Lokalhelden läßt sich als Heimatroman der glokalisierten Welt deuten. Diese Typen sind zugleich das Psychogramm der Rheinländer, einer Gesellschaft, einer Zeit. Man muss lediglich am Leben bleiben, schon ist man in der Bundesrepublik bereits ein Zeitzeuge. Das Ende der Geschichte bringt alsdann eine schmerzfreie Agonie mit sich.
Alle Exemplare des Prosa-Werks sind handsigniert und limitiert in einem Schuber aus schwarzer Kofferhartpappe erhältlich. Nur darin enthalten ist der Band Vorlass. Es hat sich in der Literaturwissenschaft eingebürgert, für kurze Texte, den Begriff „Kleine Form“ zu verwenden. Dieses ´Beiwerkchen` verweigert sich der umstandslosen Zuordnung, es ist eine Gebrauchsprosa, die sowohl biographische, werkgenetische als auch poetologische Fragen beantwortet. Der Vorlass dient der Erschliessung der werkgeschichtlichen Dimension. Dieses Werk ist ein einmaliges Zeugnis einer bestimmten individuellen Konstellation, zugleich aber eine Realisation der Literatur insgesamt, jenes größten Erkenntnissystems.
Vorlass, Gebrauchsprosa von A.J. Weigoni, Edition Das Labor 2019.
[*] Diese Rezension schrieb: Matthias Hagedorn (2019-02-09)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.