Ein ganz außerordentlich gelungenes literarisches Debüt aus Amerika ist hier anzuzeigen. In ihrem Roman „Die Stille unter dem Eis“ erzählt Rachel Weaver, die lange in Alaska für den Alaska Forest Serice gearbeitet und geforscht hat, die Geschichte zweier zunächst sehr unterschiedlicher Menschen und der Beziehung, die sich zwischen ihnen entwickelt.
Anna ist per Autostop auf dem Weg nach Alaska. Als sie der junge Kyle zufällig mitnimmt, ist Anna zunächst sehr reserviert und misstrauisch, Doch bald knüpft sich durch ihren Austausch und ihre Gespräche ein zartes Band der Freundschaft, aus der so etwas wie Liebe wird. Denn es stellt sich heraus, dass beide eine schwere Vergangenheit mit sich herum schleppen, die tiefe und schmerzhafte Wunden in ihre jeweiligen Seelen geschlagen hat.
Die gegenseitige Heilung macht Fortschritte, als sie die Entscheidung treffen, gemeinsam im Leuchturm von Hibler Rock zu wohnen, zunächst für neun Monate.
Rachel Weaver nimmt ihre Leser mit auf eine bewegende emotionale Reise in die innere Welt ihrer Protagonisten und in die Geheimnisse ihrer Lebensgeschichte, denen sie sich langsam und behutsam stellen. Anna und Kyle lernen langsam miteinander das Leben zu bejahen und trotz aller Trauer über das Vergangene und die damit verbundene Schuld wieder Lebensmut und Hoffnung zu schöpfen.
Vor dem Hintergrund wunderbarer Landschaftsbeschreibungen der Natur Alaskas geht es in diesem gelungenen Debüt um Liebe und Freundschaft, um Einsamkeit und ihre Durchdringung und immer wieder um die große Macht menschlicher Gefühle.
Auf den zweiten Roman dieser vielversprechenden Schriftstellerin darf man gespannt sein.
Rachel Weaver, Die Stille unter dem Eis, Piper 2017, ISBN 978-3-492-31017-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-01-17)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.