Im Sommer 2017 gab der Rap-Musiker, Lyriker, Dramatiker, Schauspieler und preisgekrönte Poetry-Slammer George Watsky mehrere Konzerte in Deutschland und Europa. Sein Prosadebüt „Wie man es vermasselt“, eine Sammlung von 13 Kurzgeschichten, ist im Diogenes Verlag erschienen und liegt nun – 2019 - auch als Softcover Taschenbuchausgabe vor.
Brüllend ehrlich erzählt Watsky von seiner Kindheit und seinen Collegejahren und hat so manche Pointe hinter einer Biegung versteckt. So etwa in „Stoßzahn“, einer erst harmlos beginnenden Geschichte, die sich mittels gekonnter Dramaturgie in seiner Spannung so hochschraubt, dass man bald selbst glaubt, wegen des Stoßzahn-Schmuggels ins Gefängnis zu machen. Dabei hat er doch alles nur für den 86. Geburtstag seiner Omi gemacht. Und dafür zehn Jahre Knast riskiert.
Voller Irrwitz und Ironie erzählt Watsky auch in „Fa kiu“ von den Segnungen seiner Schule in San Francisco, die in ihrem spanischen Kolonialstil dem San-Quentin-State-Hochsicherheitsgefängnis auf der anderen Seite der Bay-Bucht auffällig ähnlich sah. „Disziplin, Ritalin und Respekt vor Autorität“ war wohl in beiden Gebäuden oberste Maxime, insofern ist die bevorstehende Strafe seiner ihm angedichteten „Morddrohung gegenüber einem Staatsangestellten“ vielleicht auch besser zu ertragen. Aber es kommt dann doch (noch) ganz anders.
George Watsky erzählt auch von seinen Auftritten als Komiker und Musiker. Promiklatsch funktioniert immer, man muss nur von Zeit zu Zeit die Promis austauschen, aber es verbindet einfach am besten Menschen, die sonst nichts verbindet. Auch die Welt des Baseballs und seines Vaters wird gestreift, Familienausflüge konterkariert oder Leute, die ihre Sofas aufessen. Erste juvenile Erfahrungen werden mit viel Selbstironie und Verve erzählt und schwungvoll zum Schwingen gebracht. George Watsky ist ein echter Autor der Punchline, denn die Pointen sitzen immer und die Geschichten werden kurzweilig und locker erzählt. Etwa die über sein drittes Auge, Goa und den Tourbus, den weißen Wal. Fillmore forever.
George Watsky
Wie man es vermasselt
Aus dem Amerikanischen von Jenny Merling
Taschenbuch, 336 Seiten, Softcover, 2019
ISBN: 978-3-257-24458-8
€ (D) 12.00 / sFr 16.00* / € (A) 12.40
Diogenes Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2019-04-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.