In seinen bisherigen Büchern mit dem sympathischen Bruno Courreges, dem Chef de Police in dem kleinen Städtchen St. Denis im Perigord ist es dem Engländer Martin Walker jedes Mal sehr gut gelungen, ein aktuelles Thema in einem konkreten Kriminalfall zu verbinden mit sehr aufschlussreichen Rückblicken in die dunklen Kapitel der französischen Geschichte.
Auch im zehnten Band einer Reihe, die an Unterhaltungsqualität nicht nachlässt, lässt Martin Walker seinen Bruno nicht nur wieder einer Menge Menschen begegnen ( man muss sich wirklich konzentrieren beim Lesen, dass man mit den vielen Namen nicht durcheinander kommt), sondern erfreut den Leser mit einer Menge an historischen Informationen, die er erneut hervorragend recherchiert hat. Dieses Mal gehen die Zusammenhänge zum einen weit zurück in die Zeit des Mittelalters und dem legendären Schatz der Templer und ihn direktem Zusammenhang damit geht es um ein geheimnisvolles Dokument mit möglichen und erheblichen Auswirkungen auf den Nahostkonflikt um die Frage, wem Jerusalem historisch gehört.
Als auf der alten Burg Commarque in der Nähe von St. Denis eine Frau von einer Mauer zu Tode stürzt, nachdem dort eine seltsame Inschrift hinterlassen wurde. Es stellt sich heraus, dass diese Archäologin zusammen mit anderen auf der Suche nach einem höchst explosiven historischen Dokument war, das die politisch höchst aktuelle Frage um Jerusalem völlig neu stellen würde.
Schon ganz am Anfang der Ermittlungen stellt sich eine schöne, attrakrti8be Frau bei Bruno vor, die für das Justizministerium in Paris arbeitet und bei Bruno zwei Wochen lang sozusagen eine Art Praktikum machen soll. Im Verlaufe des Buches wird sie nicht nur den in digitaler Hinsicht eher unbedarften Bruno in die Tricks der digitalen Welt einführen, sondern damit auch wesentlich zur Aufklärung beitragen. Auch ein israelischer Agent namens Jacov wird neben dem aus den anderen Büchern schon bekannten Brigadier vom französischen Geheimdienst und Brunos großer Liebe Isabel in die Ermittlungen eingeschaltet (eine arabische Terrorgruppe ist auch hinter dem sagenumwobenen Dokument her), mit dem Amelie sehr schnell eine amouröse Beziehung aufnimmt.
Dies feststellend und seiner Isabel nachtrauernd (sie hat in einem der früheren Bücher ein Kind von Bruno abgetrieben, weil sie sich für die Karriere in Brüssel und Paris entschied), lässt Martin Walker seinen Bruno angesichts dieser neuen Beziehung und angesichts der Heirat der beiden Archäologen Horst und Clothilde( auch sie kennen wir aus dem letzten Buch) sich fragen:
„Ob ihm auch einmal eine Frau begegnen würde, die mit ihm zu leben bereit war, ihm Kinder schenkte und mit ihm alt werden möchte, während Enkel nachwuchsen?“ Und der Leser fragt sich erneut, ob ihm Martin Walker in einem der nächsten Bücher wohl diese Gnade erweisen wird?
Ich liebe diese Bücher mit ihrer Fülle von Beziehungen der Dörfer untereinander, ihrer Liebe zu gutem Essen und guten Wein. Dem Perigord jedenfalls haben sie in den letzten Jahren eine deutlich gestiegene Zahl an Touristen gebracht. Der Rezensent bedauert, es immer noch nicht dorthin geschafft zu haben.
Johannes Steck hat auch das neue Buch von Martin Walker wieder in einer ungekürzten Lesung für die Hörbuchfreunde zu einem ganz besonderen Hörerlebnis gemacht.
Sie ist auch nach der ersten Lektüre des gedruckten Buches auf jeden Fall zu empfehlen. Sie ist aber auch ein adäquater Ersatz für das Buch, weil es ihr gelingt, jene ganz besondere Atmosphäre der Bruno-Romane und der Region, in der sie spielen, wunderbar einzufangen.
Martin Walker, Revanche (Hörbuch), Diogenes 2018, ISBN 978-3-257-80392-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-05-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.