“Kommt der Bauer in die Stadt ….”, so hieß in einer Kindheit ein Spruch, der ausdrücken sollte, welche kulturelle Überlegenheit die Stadt gegenüber dem platten Land besaß. Tatsächlich habe ich noch in den siebziger Jahren in meinem Heimatort eine uralte Frau gekannt, die täglich auf ihr kleines Feld am Rande des Dorfes ging, niemals aber in ihrem Leben die Grenze des Dorfes überschritten hatte und im Nachbardorf, geschweige denn in der nahen großen Stadt gewesen war.
Dem Huhn Hilde in dem vorliegenden Bilderbuch von Anna Walker geht es zunächst ähnlich. Sie sitzt in ihrem kleinen Haus, spielt in ihrem Garten und schaut den Tauben zu – Tag für Tag. Doch als eine Tages ein stürmischer Wind bläst, weht er sie fort, bis in die große Stadt mit den hohen Häusern.
Doch mitten unter Tausenden von Fußgängern hat sie keine Angst und „entdeckte vieles, was sie noch nie vorher gesehen hatte.“ Doch so interessant die Stadt auch, irgendwann bekommt Hilde Heimweh. Wie soll sie wieder den Weg nach Hause finden? Doch dann entdeckt sie mitten in allem Fremden etwas Bekanntes und folgt ihm ….
Ein schönes. warmherzig erzähltes Bilderbuch über die Sehnsucht nach dem Neuen und der Geborgenheit im Bekannten.
Anna Walker, Hilde, Lappan 2014, ISBN 978-3-8303-1219-2
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-11-04)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.