Ein ganz erstaunliches Romandebüt ist der 1988 geborenen Engländerin Rebecca Wait mit „Kopfüber zurück“ gelungen. Sie erzählt darin zunächst vom Leben einer Familie, die fünf Jahre nach dem Tod des ältesten Sohnes Kit in einem erbärmlichen Zustand ist. Die Zeit scheint für sie still zu stehen, alles Leben, alle Lebendigkeit ist ihren Mitgliedern verloren gegangen. Die Eltern sind in Schweigen versunken. Der jüngere Bruder Jamie hat die Familie verlassen und arbeitet in einem Buchladen in Sheffield (warum erfahren wir erst später, genau wie die Hintergrundgeschichte des Todes des ältesten) und die Schwester Emma versucht ihre Trauer und ihren Verlust mit übermäßigem Essen zu bewältigen.
Sie ist es auch, die zu Beginn des Romans im Mittelpunkt steht, doch im weiteren Verlauf ist es eher Jamie, dem sehr schmerzhaft langsam klar wird, dass er seine Familie dazu bringen muss, sich mit dem Geheimnis um den Tod seines Bruders Kit auseinanderzusetzen.
Rebecca Wait, die den Leser über eine ziemlich lange Zeit im Unklaren lässt, was die Ursache für Kits Tod und den daraus resultierenden Zusammenbruch der familiären Struktur war, schafft es auf diese Weise hervorragend, dass man fast atemlos immer weiterliest und sich in das Erleben der einzelnen Personen gut hineinversetzen kann.
Es ist eine Geschichte, ein Schicksal, wie sie über jede Familie hereinbrechen kann. Wie Rebecca Wait von dem Kampf dieser Familie um die Wahrheit schreibt, um ihre Würde und ihren Zusammenhalt, ist beeindruckend und für einen Erstling von beachtlicher literarischer Qualität.
Ich kann das Buch nur empfehlen und bin gespannt auf den Nachfolger.
Rebecca Wait, Kopfüber zurück, Kein & Aber 2015, ISBN 978-3-0369-5667-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-03-02)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.