„Lyrik schenkt Heimat“, hat der Verlag auf den kleinen Umschlag geschrieben, der in dunkelblau den in hellerem Leinenblau gebundenen von Richard Wagner herausgegebenen Sammelband mit hundert deutschen Gedichten umrahmt. Man hätte auch schreiben können: Lyrik schenkt Trost, Mut, Kraft etc.
Jedem, der sich gerne mit Gedichten befasst und der die Erfahrung gemacht hat, dass es Gedichte gibt, die einen so ergreifen, dass sie sozusagen dein Leben verändern können, wird viele Bezeichnungen hinzufügen können. Gedichte eröffnen dem sich ihnen aussetzenden Leser eine andere Welt. Sie beschreiben, wozu Prosa nicht in der Lage ist.
Und es ist immer wieder der Tod, der „als großer Schatten durch die Verse aller Zeiten schwebt“, wie Richard Wagner in seinem Nachwort schreibt. Deutsche Gedichte seien auch nicht von vorneherein vaterländische: „Es sind vielmehr die rätselhaften und über die Ungewissheiten tragenden, über Zerrissenheit und Unentschiedenheit hinweg rührenden Verse, in Zeiten der Not und in Zeiten des Wohlstands, die uns beschäftigen (…) Das Gedicht spricht aus, was seine Sprache ihm erlaubt. Es ist die Sprache, wie wir sie sprechen. Das Deutsch, das wir verstehen und mit dem wir auszukommen haben. Wenn dieses Deutsch schön ist, so ist das nicht zuletzt dem Gedicht zuzuschreiben.“
Eine Weisheit, die jeder Liebhaber deutscher Lyrik quer durch Jahrhunderte mit vielen persönlichen Beispielen bestätigen kann.
Richard Wagner (Hg.) Und meine Seele spannte wett ihre Flügel aus. Hundert deutsche Gedichte, Aufbau 2013, ISBN 978-3-351-03549-5
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-11-21)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.