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Rezensionen


 
Simon Wade - Foucault in Kalifornien. Wie der große Philosoph im Death Valley LSD nahm - eine wahre Geschichte
Buchinformation

"Ein unvergesslicher Abend". Im Alter von 49 Jahren ließ sich der international renommierte Philosoph auf ein LSD-Experiment in der kalifornische Wüste ein. Er hatte jenes Erlebnis als "eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens" beschrieben und sogar 1984, auf seinem Sterbebett nach mehr LSD verlangt, um die Welt "auf einem Trip" zu verlassen, wie Aldous Huxley", so Wade.

Saint Foucault. Towards a Gay Hagiography.

Simon Wade, der Foucault mit seinem Freund Michael Stoneman auf den Wüstentrip einlud, war ein bekennender Foucault-Bewunderer, der ihn beinahe abgöttisch verehrte: "Ihn (Foucault) mit irgendjemandem zu vergleichen wäre, als würde man bei Sonnenschein ein Kerze anzünden". In Harvard unterrichte Wade u.a. auch Foucaults Denksystem, das er als erste Anwendung der "Systemanalyse auf die Geschichte des Denkens" beschreibt. Philosoph, Historiker, Soziologe, Psychologe...Foucault selbst habe sich allerdings vor allem als Journalist betrachtet und jene "molekulare Revolution" initiiert, die man in den Sechzigerjahren in den USA "die Bewegung" nannte. Die unverhohlene Bewunderung und homosexuelle Anbetung inklusive Beschreibung der Kleidung und des Gestus des ebenfalls homosexuellen Foucault mag manchen Leser irritieren, da man dadurch leicht den kritischen Blick auf das Objekt seiner Begierde verliert, wenn man dieses sexuell begehrt.

Death Valley, 1975

"Es scheint alles mit meiner Schwester zu beginnen". Aber es spielt keine Rolle, denn die Gespräche, die Wade aus dem Gedächtnis zitiert, sind so interessant, dass es durchwegs ein Vergnügen ist, seine Ausführungen zu lesen. Schließlich erwarten einen interessante Denkansätze und neue Perspektiven. Der eigentliche LSD Trip wird aber eigentlich nur kurz beschrieben. Schon die Ausfahrt ins Death Valley, dem Shangri-La der Natur-Landschaften Amerikas, bringt die drei auf den gerade verstorbenen Jean-Luc Godard (13.9.'22) zu sprechen, der durch zwei Autos fast zerquetscht worden wäre. Auch seine Mutter und seine erste Frau seien bei Autounfällen umgekommen, was besonders angesichts seines Filmes "Weekend" unbehaglich wirkt. Foucault sei damals im Auto hinter Godard gefahren. "Letzten Endes sind wir unsere Körper!", ruft Foucault in der kalifornischen Wüste aus, dabei hören sie Richard Strauss, Stockhausen und andere Klassiker, nicht gerade leicht verdaulich, angesichts des LSD. Am Höhepunkt des Trips weint Foucault sogar und wähnt sich sehr glücklich, da er seine Sexualität jetzt verstehe: "Es scheint alles mit meiner Schwester zu beginnen".

Weitere interessante Einblicke in das Denken des Pariser Intellektuellen werden durch im vorliegenden Band wiedergegebene Interviews ermöglicht. Es geht als um weit mehr als nur ein ganz besonderen Wochenende im Sommer 1975. "Foucault in Kalifornien" ist nicht nur aufgrund seines lesenswerten (kritischen) Vorworts eine aufschlussreiche Lektüre.

Simon Wade
Foucault in Kalifornien
Wie der große Philosoph im Death Valley LSD nahm - eine wahre Geschichte
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Tino Hanekamp
Mit einem Vorwort von Heather Dundas und einem Essay von Kai Sina
2022, gebunden, 176 Seiten
ISBN: 978-3-462-05443-9
Kiepenheuer & Witsch

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2022-09-16)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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