Mäßigung war schon für die alten griechischen Philosophen und später auch bei den christlichen Theologen der Frühzeit eine unverzichtbare Tugend, die es zu befolgen galt, wollte der Mensch ein zufriedenes und glückliches Leben führen.
Mittlerweile leben wir in einer Welt, in der schon das Wort allein als Spaßbremse verstanden wird. Eine Welt, die es seit langer Zeit vergessen hat, sich zu mäßigen und die so in immer schnellerem Tempo in den ökologischen Ruin gerät.
Thomas Vogel, Pädagogikprofessor in Heidelberg, will, sich auf die alten griechischen Philosophen berufend, jene Tugend wiederbeleben und schlägt ein paar Synonyme vor, etwa Gelassenheit und Besonnenheit. Doch Mäßigung, so sagt er, im wörtlichen Sinne muss dazu kommen, denn sonst sind wir in unseren postindustriellen Gesellschaften nicht mehr zu retten.
Die Frage, die in der letzten Zeit viel diskutiert wird in den Medien ist, warum es dem Menschen in den Industrieländern nicht gelingt, sich zu beschränken. Kann der Einzelne zum Erhalt diese Welt wirklich etwas beitragen ?
Vogel beruft sich auf die antiken Stoiker, aber auch auf Sokrates und vor allem Platon mit der Lehre von den vier Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Klugheit, Mut und eben die Mäßigung.
Jeder, so Vogel in seinem Buch, das eine Vorlesungsreihe in Heidelberg wiedergibt, muss stets neu für sich herausfinden, was Maß und Mitte für ihn bedeuten. Für Vogel jedenfalls bilden sie allein das Fundament für das Glück.
Ein Buch mit zahlreichen Anregungen und Vorschlägen, das zum Nachdenken über die eigene Lebenspraxis anregt. Umso erstaunlicher, dass mit keinem Wort auf die modernen Zeitfresser der Smartphones et.al. eingegangen wird.
Thomas Vogel, Mäßigung. Was wir von einer alten Tugend lernen können, Oekom 2018, ISBN 978-3-962380-65-6
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-08-29)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.