Die Abenteuer des feschen Dragoner-Offiziers Lance St. Lorne finden im vorliegenden Band 5 leider ihren Abschluss, aber so viel darf verraten werden, es wird ein happy end, wie die letzten Zeilen der vorliegenden Episode es bestätigen: „Not ever, Sweet, not ever“ lautet Lance’s Antwort auf Valle’s vorwurfsvolles Klagen über die soeben beendete Trennung. Und wie schon in einer vergangenen anderen Episode stand wieder eine andere Frau zwischen Lance und Valle, die sich für das Glück der beiden mit ihrem eigenen Leben opferte. Was muss das für ein Mann sein, dem sich die Frauen scharenweise opfern, nur damit er treu und glücklich mit seiner Valle den Lebensabend verbringen darf!
Wir schreiben das Jahr 1845. Die Vereinigten Staaten bestehen vorerst nur aus ca. 13 Staaten an der Ostküste und Oregon im Nordwesten. Dazwischen liegt das Indianerland und Texas als Provinz Mexikos, die sich erst autonom erklären muss, bevor sie sich den Vereinigten Staaten durch eine Volksabstimmung eingliedern wird. Oder war es doch eher eine Annexion durch den großen Bruder im Norden? Tatsächlich hatte Mexiko, zu dem Texas bis dahin gehört hatte, die Sklaverei schon abgeschafft, während sie in den USA ja im Süden noch bis zum Ende des Bürgerkriegs Bestand hatte. Der 1846 entbrannte Mexikanisch-Amerikanische Krieg, der erst am 2. Februar 1848 mit dem Vertrag von Guadalupe Hidalgo offiziell beendet wurde, hatte also noch eine zusätzliche Dimension, auf die heute gerne vergessen wird. Ein Sklavenhalterstaat kämpfte gegen einen Staat freier Bürger (seit 1824 war Mexiko eine Republik). Die USA gewannen bei diesem Krieg die Territorien des heutigen Kalifornien, New Mexico, Arizona, Nevada Utah und Colorado hinzu.
Auf die Sklaverei resp. Leibeigenschaft nimmt auch eine der vielen Episoden in dem vorliegenden Band 5 der Saga von Lance Bezug, indem sie einen Vertrag erwähnt, der Nelly an ihren Ehemann bindet, die von ihm wiederum nur als billige Arbeitskraft zur Pflege seiner Töchter geheiratet wurde. Aber als Lance den Ehevertrag entdeckt ist dieser null und nichtig, da sie ihre vermeintliche Schuld schon mehr als abgearbeitet hat und als Ehefrau nunmehr auch von ihren legalen Rechten Gebrauch macht. Tatsächlich gab es zu jener Zeit noch viele solche Verträge der Leibeigenschaft und erst er Bürgerkrieg sollte 1865 diese Schmach endgültig beenden, dass ein Mensch über einen anderen nach Belieben verfügen könne. Eine andere Episode im vorliegenden Lance ist beinahe etwas mystisch angehaucht, da der aus der Gefangenschaft zurückgekehrte „El Carnicero“ plötzlich um Jahre altert und seine Frau, die Großmutter, scheinbar nach Belieben verschwindet und erscheint. Der „Fantasy“-Charakter dieser Episode ist unbestreitbar, genauso wie die Tatsache, dass der Mensch es vermag alle Rätsel dieser Welt alleine zu lösen.
Lance erschien zwischen 1955 und 1960 als Fortsetzungscomic in verschiedenen amerikanischen (Sonntags-)Zeitungen. Seine herausragenden Illustrationen und komplexe, gut erzählte Geschichten zeichnen Lance unter anderen Westerncomics besonders aus. Die Abenteuer des Dragoner-Offiziers Lance St. Lorne, eines „ritterlichen“, vorurteilslosen und klugen Draufgängers, mit Trappern, Soldaten, Indianern und Mexikanern wird zwischen 1834 und 1848 angesiedelt, der Zeit der Eroberung des amerikanischen Westens. Lance wurde vom Bocola Verlag erstmals komplett in deutscher Sprache veröffentlicht. Bocola bringt die gesamte Serie digital restauriert in fünf Hardcover-Alben im Großformat mit jeweils 80 Seiten heraus und trägt damit ein Stück zur Eroberung des Westens bei, denn die Geschichten von Warren Tuft beruhen auf historischen Grundlagen und sie dennoch für Jung und Alt spannend lesenswert und sehr unterhaltsam.
Warren Tufts
Lance
Band 5 (Sundays 185 - 261)
Abschlussband
Hardcover-Band (24,5 x 32 cm), 80 Seiten
Vorwort: Uwe Baumann
Übersetzung: Jonas und Uwe Baumann
ISBN 978-3-939625-39-1
17,90 EUR [D] / 18,40 EUR [A] / 25,90 sFr [CH]
erschienen im September 2013
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-11-07)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.