„Ich habe sie erschaffen, und ich werde sie vernichten. Sie sind erledigt Colonel Saint- Lorne. Betrachten sie sich bereits als tot!“, droht der Gouverneur dem heiratsunwilligen Lance, nachdem er die Tochter des Gouverneurs verschmähte. Lance, der Held der Rettung des Oregantracks, soll vom Gouverneur nämlich propagandistisch für seine Wiederwahl ausgeschlachtet werden, doch dieser durchschaut bald das doppelte Spiel und selbst wenn die dunkle Tochter des Gouverneurs ihm noch so schöne Avancen macht, Lance bleibt eisern, denn er ist bereits mit Valle verheiratet und er steht zu ihr, auch wenn sie weit von ihm weg und dazu noch krank ist. Als es zu einer Begegnung der beiden vermeintlichen Rivalinnen kommt, schmeißt Valle die Konkurrentin einfach ins Meer. Lance erwidert darauf: „Musst das jetzt sein?“ und Valle antwortet schlagfertig: „Du sahst so aus, als könntest du dich nicht entscheiden.“
Dass Kalifornien nicht immer schon ein Teil der USA – ebenso wenig wie Texas übrigens – war, wird in vorliegendem vierten Teil der Lance-Saga in den Mittelpunkt der Handlung gerückt. Aber wie obiges Zitat zeigt, bleibt auch in dieser amüsanten und unterhaltsamen Fortsetzung wieder viel Raum für kleinere und größere „Familienangelegenheiten“. Valle, die durch eine seltsame Infektion ihr Augenlicht verloren hat, muss ihre Trapperstation aufgeben und Lance in einer wichtigen Mission den Südwesten der USA befrieden. Dabei gerät er in ein Netz von politischen Intrigen, die er bravourös zu meistern weiß. Lance erschien als Fortsetzungscomic erstmals zwischen 1955 und 1960 in verschiedenen amerikanischen Zeitungen und gilt heute zu Recht als einer der letzten bedeutenden Abenteuer-Strips im Stil der 30er und 40er Jahre. Herausragende Illustrationen und komplexe, gut erzählte Geschichten zeichnen Lance aus, zudem wird die historisch und geographisch gleichermaßen überzeugende Geschichte authentisch erzählt. Der Dragoner-Offizier Lance Saint-Lorne symbolisiert dabei einen „ritterlichen“, vorurteilslosen und klugen Draufgänger und Abenteurer mit eisernen Prinzipien. Seine Abenteuer mit Trappern, Soldaten, Indianern und Mexikanern sind zwischen 1834 und 1848 angesiedelt, der Zeit der Eroberung des amerikanischen Westens.
Lance wird vom Bocola Verlag erstmals komplett in deutscher Sprache veröffentlicht, ursprünglich erschien dieser Western-Comic als farbige Sonntagsseite (5. Juni 1955 bis 29. Mai 1960, insgesamt 261) und 13 Monate lang (14. Januar 1957 bis 15. Februar 1958) zusätzlich mit schwarz-weißen Tagesstrips. Bocola bringt die gesamte Serie digital restauriert in fünf Hardcover-Alben mit jeweils 80 Seiten heraus und versieht sie mit einem interessanten Vorwort von Uwe Baumann, der im vorliegenden Band 4 der Serie auch eine der heutigen Grundlagen der US-amerikanischen Außenpolitik erklärt, nämlich das „manifest destiny“, mit dem sich die junge amerikanische Nation ihr eigenes Credo in den Glauben der Auserwähltheit unter anderen Nationen gab: „to make the world safe for democracy“.
Lance
Band 4 (Sundays 132-184 / Dailies 277-342)
Warren Tufts
Hardcover-Band (24,5 x 32 cm), 80 Seiten
Vorwort: Uwe Baumann
Übersetzung: Jonas und Uwe Baumann
ISBN 978-3-939625-38-4
17,90 EUR [D] / 18,40 EUR [A] / 25,90 sFr [CH]
erschienen im Februar 2013
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-04-27)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.