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Rezensionen


 
Kim Thuy - Der Geschmack der Sehnsucht
Buchinformation
Thuy, Kim - Der Geschmack der Sehnsucht bestellen
Thuy, Kim:
Der Geschmack der
Sehnsucht

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(Bücher frei Haus)

In ihrem ersten 2010 in Deutschland ebenfalls bei Kunstmann erschienen epigrammatischen Buch „Der Klang der Fremde“ schreibt die in Vietnam geborene und als Zehnjährige mit ihren Eltern in den Westen geflohene Kim Thuy, die nun mit ihrem Mann und zwei Kindern in Montreal lebt:
"Man glaubt immer, das Leben von Einwanderern sei nur schwer. Und vergisst dabei, dass ihre Erfahrungen auch wunderbare, lustige, bewegende und oft ganz absurde Momente einschließen".

Dieses kleine Erstlingswerk war ein bewegendes und eindrückliches Buch, durchzogen von einer tiefen Dankbarkeit an das Leben, das es bei allem Leid und allem erlebten Schrecklichen doch gut mit ihr gemeint hat.

Diese Haltung und diese Stimmung durchziehen auch ihren neuen hier vorliegenden Exilroman „Der Geschmack der Sehnsucht“. Er erzählt in kurzen Geschichten und Epigrammen die Geschichte eines jungen Mädchens, das in den Wirren des vietnamesischen Bürgerkriegs verloren geht und von einer „Mutter“ an die nächste gegeben wird. Erst die dritte Frau, die sich um das Mädchen kümmert, trifft eine Entscheidung. Um ihr eine gute Zukunft zu sichern, wie sie glaubt, arrangiert sie eine Ehe mit einem älteren Vietnamesen, der vor langer Zeit schon nach Kanada ausgewandert ist und der dort eine Suppenküche betreibt.

Es ist ein zunächst sehr ungleiches Paar, das nun ein Zusammenleben versucht. Die junge Frau, die in der ersten Zeit die Suppenküche nicht verlässt und permanent arbeitet, erinnert sich an den „Geschmack der Sehnsucht“, an die Kunst des Kochens, das Alphabet der Gewürze und ihre Sprache, und an die unzählige Kräuter und Ingredienzen, von denen jede einzelne eine Bedeutung hat und eine Geschichte erzählen kann. All das hat ihre leibliche Mutter sie einst gelehrt. Das, was sie zunächst vor den mehr und mehr begeisterten Kunden noch verborgen da kocht und zusammenmischt, spricht sich herum, so gut schmeckt und bekommt es. Das Ehepaar wird bekannt und die Leute rennen ihnen den Laden ein. Mit ihrem Erfolg, und das ist der Kern des Buches, entdeckt die junge Frau sich selbst, und findet eine eigene Sprache, in der sie endlich auch Wünsche und Sehnsüchte formulieren kann und darf. Und dann schreibt sie so wunderbar poetische Sätze wie den über das Glück (hanh phuc) und seine Farbe Rot:
„Aus Aberglauben muss jedes Geschenk in dieser Glücksfarbe verpackt sein, denn Eheleute brauchen sehr viel Glück, um jene Balance zu finden, die es zwei Menschen ermöglicht, ein einziges Leben zu schaffen, das wiederum andere Leben tragen muss.“

Und genau das begegnet ihr eines Tages selbst. Sie entdeckt überraschend eine starke Liebe, die ihr ungeahnte Möglichkeiten neuen Lebens aufzeigt.

Ein wunderbar poetisches Buch über die Kraft der Sehnsucht und der Liebe, und wie sie über ungeahnte Weiten und Hürden tragen kann, auch in einem neune Leben in der Fremde.

Kim Thuy, Der Geschmack der Sehnsucht, Kunstmann 2014, ISBN 978-3-88897-928-6

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-03-20)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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