Das vorliegende Fotobuch ist gleichzeitig auch der Ausstellungskatalog zu der dieses Jahr unter demselben Titel - „Es lebe der Widerspruch!“ - laufenden Ausstellung im Wien Museum. Das Wiener Stadtmagazin wurde vor 40 Jahren gegründet und hatte seither ein riesiges Fotarchiv angesammelt. Die besten 300 Fotos aus 40 Jahren Falter Geschichte werden nun einem breiteren, auch internationalaren Publikum zugänglich gemacht, aber auch die Einheimischen freuen sich darüber, waren sie doch damals „selbst dabei“.
Bilderbuch einer Generation
Dreißig Fotografinnen und Fotografen haben ihr Copyright preisgegeben, um diese Publikation zu ermöglichen, die aus den Ressorts Politik, Protest, Demonstration, Ökologie, Kunst und Kultur, Architektur, Stadtraum und -leben u.v.m.? stammen. Der Falter ist seit 40 Jahren mit der Geschichte der Stadt untrennbar verbunden und hat damit auch selbst schon Stadtgeschichte geschrieben. In neun Epochen wird aber auch den Stars der Teppich ausgerollt, denn sieben der dreißig Fotografinnen und Fotografen kommen selbst zu Wort.
Außerdem stehen weiters im Fokus Themen wie: Architektur, öffentlicher Raum, Wohnen, Ökologie, Protestbewegungen und Demonstrationen, Antirassismus, Medienkritik, die Aufdeckung von Skandalen und immer öfter auch Lifestyle. Die Digitalisierung der Fotobestände des Falters war ohnehin schon lange notwendig und so wurde gleichzeitig auch das Archiv neu aufgearbeitet und es kamen neue Perlen zum Vorschein, an die man sich gerne wieder zurück erinnert.
Wiener Fotojournalismus über Wien
Der Titel der Ausstellung „Es lebe der Widerspruch!“ sei einem der ersten Falter-Editorials entnommen worden, die im Begleitband zur Ausstellung abgedruckt sind. Der Ausstellungstitel selbst bezieht sich laut Leitartikler und Herausgeber Armin Thurnher nicht unbedingt nur auf den Widerspruch gegen die Gesellschaft, sondern mehr auf die Einstellung der Partizipation. „Der Falter war und ist unsere Art und Weise, unsere Liebe zu Wien auszudrücken. Man kann nur etwas lieben, das man nicht kritiklos hinnimmt, wie es ist. Insofern stimmt das mit dem Widerspruch. Gehen Sie hin, schauen Sie sich die Fotos an und widersprechen Sie ihnen, wenn Sie können!“, Armin Thurnher in einer Begründung für dieses Bilderbuch der Erinnerungen einer ganzen Generation alternativ Bewegter. Wien aus der Sicht jener, die die ganze Zeit über dabei waren. Außerdem finden sich noch interessante Texte wie etwa ein Interview mit Jim Jarmusch aus der Zeit von „Stranger than Paradise“ (1984) in dem Fotoband in Großformat (Empfehlung!).
Armin Thurnher (Hg.)
Es lebe der Widerspruch!
Fotos aus 40 Jahren Falter, 1977-2017
EAN: 9783854396055
2017, Falter Verlag, Gebundene Ausgabe, 208 Seiten
Medien, Kommunikation/Journalistik
€ 34,90
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-09-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.