Die „Albuquerque-Version von Les Misérables“, wie der Autor Breaking Bad nennt, traf wohl den Nerv seiner Zeit wie keine andere TV-Serie. 2008 befand sich die Wirtschaftskrise der Immobilienblase(n) am Höhepunkt und nicht nur der von Bryan Cranston verkörperte Chemie-Lehrer Walter White alias Heisenberg musste sich damals nach einem anderen Job umsehen. So viel Fiktion in Breaking Bad auch steckt, so weit holt die Realität sie auch immer wieder ein und das in insgesamt fünf Staffeln mit 62 Episoden und 2976 Minuten oder 49 Stunden: ein Leben im Serien-Rausch!

Alles für die Familie
Vincent Gilligan, der gerne als Schöpfer der Serie bezeichnet wird, hatte schon 30 Episoden bei Akte X geschrieben und David Thomson bezeichnet die wohl beste TV-Serie die bisher im öffentlichen Fernsehen gezeigt wurde nicht umsonst als Mischung aus Hitchcocks Psycho und dem „Paten“: alle drei Teile. „Wir sind Sklaven im Zeitalter der Freiheit, wir tragen auf unseren Schultern die zwei Prozent, die es geschafft haben“, schreibt er in seinem Manifest über Walter White und seine Familie, die eine Konfliktregelung mit Hilfe eines „Redekissens“ bewerkstelligen wollen. „Es geht ohnehin immer um den Wunsch, sich gegen ein ungerechtes System zu wehren“ vermutet Thomson als Triebfeder in Walters Gehirn und Motor in seinem Herzen. Aber er hat es auch gern getan. Nicht nur wegen des Geldes, nicht nur wegen dem Krebs. Und schon gar nicht nur „für die Familie“, wie er vorerst gerne behauptet. Darüber hinaus gebe es aber immer auch den „Wunsch nach der perfekten Familie“ und diesem jagt wohl nicht nur Walter White hinterher.

Die Geschichte einer Ehe
Das Periodensystem der Elemente, auf dem die Signation der Serie und der Beruf Walter Whites basiert, verschiebt die Realität zugunsten der Fiktion und es ist gerade die Heisenbergsche Unschärferelation, die besagt, dass man sich auf nichts verlassen kann. Der Physiker Werner Heisenberg lebte tatsächlich zwischen 1901 und 1976 und vielleicht hat sich Walter seinen „nome de plume“ - oder sollte man sagen „...de guerre“ -ja deswegen bei ihm ausgeborgt. „Breaking Bad ist viel größer als mein Beitrag“ meint Gilligan in einem Interview in vorliegender reich bebilderter Publikation und tatsächlich gereicht ihm seine Bescheidenheit nicht nur zu noch höherem Ruhm, sondern zeigt auch die Macht der Fiktion. „Wir wollen uns nicht mit hilflosen Figuren identifizieren“, so Gilligan als Resümee über den unerwarteten Erfolg der Serie. Zehn Millionen wollten allein in den USA sehen, wie die „Geschichte einer Ehe“ ausgeht. Denn nicht zuletzt geht es in Breaking Bad auch um die Beziehung zweier Menschen: Walter und Skyler.

Eine komplette Serienzeitleiste sowie zahlreiche weitere Interviews und eine Vielzahl von Bildern mit einer kompletten Ikonographie der Protagonisten der Serie erwartet den Leser in diesem ultimativen Leitfaden durch das Breaking Bad Imperium. Das offizielle Buch zur Serie ist voller Insider- und Hintergrundinformationen zur Kultserie und vermag es, die Begeisterung für die fünf Staffeln neu zu entfachen.

David Thomson
Breaking Bad
BREAKING BAD - DAS OFFIZIELLE BUCH ZUR TV-SERIE
29,99 € ¹
Erstveröffentlichung23.02.2016
Panini, Hardcover, 216 Seiten

[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-07-13)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.