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Hunter S. Thompson - Der Fluch des Lono
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Thompson, Hunter S.:
Der Fluch des Lono

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(Bücher frei Haus)

„Journalismus ist eine gültige Eintrittskarte mit der man persönlichen Zutritt zu den Ereignissen erhält, die andere Leute nur im Fernsehen betrachten können.“, schreibt Hunter S. Thompson in der deutschen Erstausgabe von „The Curse of Lono“, das erstmals bei Heyne 2011 erschienen ist. „(…) was ja ganz nett ist“, fährt er fort, „aber nicht für die Miete reicht. (…) Wir sind ein mieses Jahrzehnt eingetreten, eine brutale Darwin`sche Krise, die Freiberuflern glücklose Tage bringt.“ Thompson brachte diese Gedanken wohlgemerkt Anfang der Achtziger zu Papier, sie mögen ein Trost sein für so manchen Schreiberling, der auch heute noch in Prekariatsverhältnissen lebt. Es hat sich also seit mehr als dreißig Jahren nichts daran geändert, dass die kreativsten Köpfe in Unsicherheit leben, aber vielleicht erzeugt ja gerade das die Kreativität, die Leute wie Thompson von so vielen anderen unterscheidet.

The wet coast
„Ich denke es handelt sich um einen Taifun. Wir bezahlen 1000 Dollar die Woche, um hier draußen am Rand dieses brutalen schwarzen Felsens im Regen zu sitzen und der Ankunft des jährlichen Taifuns harren zu dürfen – wie die Vollidioten, für die sie uns zu Recht halten.“ Eigentlich wollte der Protagonist in „Der Fluch des Lono“ ja nur kurz über das Marathonrennen auf Hawaii berichten und sich dann an der Kona-Küste mit seiner Verlobten und ein paar Freunden am Strand vergnügen. Doch dummerweise hatte er sich ein Haus an der Luvseite der Küste andrehen lassen und wer luv und lee unterscheiden kann, der wird wissen, was da gerade auf Hawaii das Wort luv bedeutet. „Wet coast“ ist dabei noch eine zärtliche Umschreibung, ein Euphemismus im wahrsten Sinne des Wortes und bald muss er an eigener Haut spüren, dass die Tatsache, dass Hawaii „der einzige Staat war, der Reagan nicht gewählt hatte“, noch das Positivste ist, was man dieser Insel im Pazifik abgewinnen kann.

Das Gesetz der See
„Fünfzehn Meter von meiner Schreibmaschine entfernt brodelt eine bedrohliche Hölle aus weißem Schaum, Brandungsströmungen und mächtigen Gischtexplosionen, in denen nicht einmal ein Hai überleben könnte. Die Zeit ist gekommen, Rache zu nehmen.“ Um die Zeit zwischen den Stürmen totzuschlagen geht er dann doch mit Freunden fischen, natürlich auf der Lee-Seite der Insel, um weiteren Gefahren oder Abenteuern aus dem Weg zu gehen. Aber was soll man von Hochseeanglern, die China White zur Arbeit mitbringen, schon halten? Bald befindet er sich auf einem Boot es dämmert ihm, dass er eigentlich keinen der beiden Insassen wirklich gut kennt. Nicht ganz ohne Selbstironie beschreibt er auch, das eigene Verhalten: „Das war nur fair – es war das Gesetz der See, ein Eckpfeiler in der Lebensführung jedes wahren Machos“, sagt`s und macht sich daran den Anker abzuschneiden, statt nach ihm zu tauchen, wie es sich für einen „echten Mann“ geziemte. Doch es kommt dann doch alles ganz anders, Thompson ist ja bekannt für schnelles Wechseln des Handlungsstrangs und am Ende weiß auch der Protagonist, dass die stärkste Droge immer noch das eigene Adrenalin ist. „Man sagt, es gibt nichts in Vegas, und auch keine einzige Droge, die dir ein solches High verschafft.“

„Wohlvertraut mit den Arbeitsgeräuschen seines Gehirns“
„Wörter wie `Macho´ und `Faschist´ bekommen eine ganz andere Bedeutung, sobald kein Land mehr in Sicht ist. Nichts macht einen Mann schneller zum Nazi als die Aufgabe, eine Horde dumpfbackiger Fremder auf seinem Boot auf hinaus auf See zu bringen.“ Thompson, der Protagonist, macht sich bald aller erdenklichen Kapitalverbrechen schuldig, er verstehe zwar nichts von Musik aber besitze ein Ohr für das hohe weiße Rauschen. Bald ist es um ihn geschehen und er ruft sich selbst zum Gott Lono aus, das letzte Tabu aller Verbrechen auf der Insel ist damit gebrochen und so wohl auch seine Immunität. Für Lono hatten die Eingeborenen nämlich schon Captain James Cook gehalten und das bekam diesem gar nicht gut. Am Ende aßen sie nämlich sein Herz und zerschlugen alle seine Knochen. Ganz so schlimm kommt es für Thompson zwar nicht, aber immerhin, der Wahnsinn ist ein unruhiger Nachbar.

Hunter S. Thompson
Der Fluch des Lono
Heyne Verlag

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-02-06)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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