Die Etymolgie des Wortes Snob ist wohl ebenso interessant wie der Schöpfer dieses Ausdrucks, William Makepeace Thackeray, der heute bereits seinen 200. Geburtstag feiern würde. Dien einen behaupten es würde sich um eine Kontraktion aus (lat.) „sine nobilitate“ oder (frz.) „sans noblesse“ handeln, wahrscheinlicher sei aber die Abstammung vom englischen snob/snab, das einen Schusterjungen oder Schuhmacherlehrling bezeichnet und ab 1795 in Cambridge in der Bedeutung „Stadtbewohner“, „Krämer“ bzw „Nichtakademiker“ furore gemacht habe, eher zutreffend. Ab ca. 1830 wird der Begriff in London für einen Proleten oder Unterschichtler, der die Vornehmen nachäffe, verwendet. Nun denn, William Makepeace Thackeray gibt dem Wort ohnehin eine neue Bedeutung, denn er war es, der mit seinem Buch, den „Snob“ erst populär machte.
Ein Mann, der sich entbuste
„Schon lange bewegt mich im Geiste die Überzeugung, dass ich ein Werk zu schaffen habe, dass ich einer Bestimmung folgen, in einen Abgrund springen, ein gesellschaftliches Übel entdecken und heilen sollte. Diese Überzeugung hat mich seit Jahren verfolgt.“ Mit diesen bescheidenen Worten beginnt Thackeray seine „Snobologie“ und führt dazu schon im Vorwort weiter aus: „Verspürt ein Mann diese Art Berufung, ist es gänzlich sinnlos, sich ihr entziehen zu wollen. Er muss sich entbusen, wie Jeames sagen würde, oder ersticken und sterben.“ Diese im engl. Original als „unbusm“ bezeichnete Aufgabe bestehe für einen Mann nun darin, Snobs nicht leichtfertig als niederes Gesindel abzutun, denn ein unermesslicher Prozentsatz finde sich in jeder Klasse der Sterblichen, so Thackeray. „Sie sollten über Snobs nicht voreilig oder ordinär urteilen; derlei zeigt, dass Sie selbst ein Snob sind. Auch ich wurde schon für einen solchen gehalten.“
Freundschaft oder Moral
Ein treuer Freund, mit dem er schon im Krater des Vesuv Handschlag geübt hätte und später in Kalabrien von Räubern überfallen wurde, hatte die schlechte Angewohnheit, Erbsen mit dem Messer zu verzehren. Das musst unweigerlich zum Bruch der beiden Herren führen und erst als die einstigen Freunde sich an der Tafel einer Prinzessin wieder begegneten und erster sah, dass letzterer seine Entfremdung endlich widerrufen konnte, wurden sie wieder Freunde. „Wenn die Gesellschaft gewisse Gepflogenheiten festgelegt hat, sind die Menschen verpflichtet, dem gesellschaftlichen Gesetz zu gehorchen und sich an seine harmlosen Anweisungen zu halten“, schreibt Thackeray und da könne man auch auf Freundschaften keine Rücksichten nehmen, sollte dies einmal nicht mehr der Fall sein.
Vanitas vanitatis
Als Kolumnist der Satirezeitschrift „Punch“ war William Makepeace Thackeray (1811–1863) ein Jahr lang den Snobs von London auf der Spur. Nie um eine Pointe verlegen und mit großer Lust an der Ab- und Ausschweifung, gelang ihm – wie auch schon in seinem allseits bekannten Roman „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ – ein schillerndes Panorama seiner snobistischen Zeitgenossen, die sich wie eine überzogene Persiflage lesen und dennoch vollkommen ernst gemeint erscheinen. „Vanity Fair“, so der Originaltitel seines Erstlings hielt der Welt ihren Spiegel vor, aus dem jedem sein eigenes Gesicht entgegenblickte. Der in Kalkutta geborene Thackeray war selbst reicher Geburt, brachte seine Vermögen, das er schon im Alter von 18 Jahren aufgrund des Todes seines Vaters antrat, aber schnell mit Bankgeschäften und Kartenspielen durch. Zwei abgebrochene Studien später wurde er selbst zum Gelehrten: er beobachtete die Blender und Geltungssüchtigen seiner Klasse und hinterließ ihnen ein literarisches Denkmal
William Makepeace Thackeray
Das Buch der Snobs
Mit Nachwort von Asfa-Wossen Asserate
Originaltitel: The Book of Snobs
Aus dem Englischen von Gisbert Haefs
Gebundenes Buch, Leinen mit Schutzumschlag, 464 Seiten, 9,0 x 15,0 cm
ISBN: 978-3-7175-2332-1
€ 22,95 [D] | € 23,60 [A] | CHF 32,90* (* empf. VK-Preis) empfohlener Verkaufspreis
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2011-12-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.