Mit 23 Jahren hatte Amy Winehouse mit ihrem erst zweiten Album "Back to Black" schon alles erreicht. Der gleichnamige Film von Sam Taylor-Johnson widmet sich der aufregendsten Periode ihres Lebens in schönen Bildern und mit viel Gesang - von Schauspielerin Marisa Abela.
Der Star der Nullerjahre
2006 erreichte das Album Back to Black in 20 Ländern Platz 1 der Charts und in 10 weiteren die Top 10. Bis Ende des Jahres verkaufte sich der Longplayer weltweit 1,5 Millionen Mal. Laut "people" war Amy Winehouse 2007 mit einem Verdienst in Höhe von zwölf Millionen Pfund die bestverdienende Frau im britischen Showgeschäft. Für den russischen Millionär Roman Abramovich trat sie für 1 Million Pfund in seiner Moskauer Art Gallery auf. 5 Grammys folgten, aber zur Verleihung nach L.A. konnten sie wegen ihrer Drogenprobleme nicht anreisen: sie bekam kein Visa. 5 Jahre später war schon wieder alles vorbei. Die begnadete Soul- und Jazz-Sängerin, die 25 Millionen Platten verkauft hatte, starb mit 4,16 Promille Alkohol im Blut. Back to Black, der Film, stellt natürlich auch die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die größte Hoffnung der britischen Schallplatten- und Modeindustrie dem Club 27 beitrat. Denn am 23. Juli 2011 gesellte sich Amy Winehouse zu den anderen Legenden des famosen Clubs: Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, et.al. Der vom Winehouse Estate mitfinanzierte Film, bei dem auch Amy's Vater Mitch eine Rolle spielt, vermeidet die allzu häufig gemachte Zuweisung, dass ihr Freund und Ehemann Blake Fielder-Civil die Schuld für Amy's Untergang zu geben ist. Schließlich macht er sie am an Höhepunkten nicht armen Film darauf aufmerksam, dass sie beide codependent wären und deswegen - gemeinsam - keine Chance gegen die Sucht hätten. Ihre uneingeschränkte Bewunderung für Blake ist der Aufhänger der Erzählung, denn Amy verhält sich im Film wie ein Teenager als sie Blake kennenlernt und das ändert sich auch im Verlauf der Beziehung nicht.
Weder Daddy's noch Blake's Girl!
Die ansonsten sehr tough wirkende und so verheißungsvolle Hoffnung der britischen Pop- und Modeindustrie gab letztlich wenig auf ihren beruflichen Erfolg. Sie hatte die Grammys in Abwesenheit gewonnen, einen eigenen Modestil im Retrolook mit Beehive und Sixties-Klamotten begründet und Old Camden Town in London wieder jenen Glanz verliehen, den es vielleicht schon seit den gloriosen Tagen der Sex Pistols nicht mehr hatte. Good Ol' Britain hätte eine Amy wirklich gut gebrauchen können, denn ihr Retrosoul, der Jazz gemischt mit HipHop-Einflüssen, das Styling und ihre ganze Erscheinung hätten auch das Land wieder nach vorne gebracht. Back to Black zeigt Amy vor allem zwischen zwei Männern: ihrem Vater Mitch und ihrem Ehemann Blake. Das kommt auch durch ihre Tatoos zum Ausdruck. Ihr unvergessliches Charisma und ihre Stimme lassen sich auf auf einem Soundtrack nachhören, der zum Film als Deluxe Version auch weitere Artists mit Tributes im Gedanken an eine der größten Künstlerinnen des britischen Königreichs erklingen lässt. Denn Amy Winehouse war weder Daddy's noch Blake's Girl, sondern entschied sich für ihren eigenen Lebensweg, der auch vielen anderen Künstlerinnen den Weg bereitete. Back to Black ist also auch als Aufruf zu verstehen, ihrer Originalität wieder mehr Gehör zu verschaffen. Versalia.de verlost eine BluRay des Film "Back to Black" von Sam Taylor-Johnson. Gewinnfrage: Wie umschreibt Amy im Titelsong den Unterschied zwischen ihrem und Blake's Habits? Zuschriften an: rakoushan@web.de
Sam Taylor-Johnson
Back to Black
Mit Marisa Abela, Jack O'Connell, Eddie Marsan, Lesley Manville, Juliet Cowan
2024, Biografie, Drama, Spielfilm Farbe, 2h02
Studiocanal
[*] Diese Rezension schrieb: Jurgen Weber (2024-07-25)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.