Das hier vorliegende Buch „Allmen und der Koi“ ist der mittlerweile sechste Band einer Serie von Martin Suter, einem extrem vielseitigen Schriftsteller. Johann Friedrich von Allmen ist eigentlich kein richtiger Adliger. Im letzten Buch erzählte er an einigen Stellen von seiner Kindheit auf einem Bauernhof. Doch irgendwie hat er es zu großem Reichtum gebracht, der ihm aber durch seinen aufwendigen und verschwenderischen Lebensstil immer wieder unter den Fingern zerrinnt. So musste er vor längerer Zeit schon seine große Villa verkaufen und sich ein lebenslanges Wohnrecht in dem zur Villa gehörenden Gartenhaus sichern.
Dort lebt er auf relativ engem Raum zusammen mit seinem Diener Carlos, einem illegal in der Schweiz lebenden Guatemalteken und dessen Partnerin Maria. Carlos ist für Allmen unersetzbar und mittlerweile zum Teilhaber der Firma Allmen International Inquiries aufgestiegen, einer Agentur, deren Spezialität es ist, wertvolle Kunstgegenstände wieder zu beschaffen. Dass sie diese nicht selten vorher selbst auf unterschiedlich phantasievolle Weise entwendet und in ihren Besitz gebracht haben, ist unverzichtbarer Bestandteil des Geschäftsmodells der Firma.
Im neuen Buch bekommt Allmens Firma einen ungewöhnlichen Auftrag. Dieses Mal ist es nicht ein Kunstgegenstand, der wieder zu beschaffen ist, sondern ein wertvoller Fisch. Allmen wird von einem ihm zunächst unbekannten Auftraggeber nach Ibiza auf dessen exklusives Anwesen gerufen.
Garrett, so heißt der reiche Auftraggeber, hat in seinem früheren Leben viele Aufnahmen bekannter Pop-Musiker produziert und sich nun in Ibiza zur Ruhe gesetzt. Kaum dort angekommen, wird Allmen an einen riesigen Teich geführt, wo ihn Garret erwartet. Er zeigt Allmen seine Sammlung wertvoller Kois. Der teuerste, so Garrett, sei vor kurzem aus dem Teich gestohlen worden. Und nun soll Allmen den über eine Million teuren Fisch wieder finden.
Allmen und der schnell nachgereiste Carlos machen sich über Nacht kundig über alles, was man über Kois wissen kann und machen sich dann auf die Suche.
Während ihrer Ermittlungen finden sie schnell Zutritt zu einer extrem abgeschirmten Welt einer superreichen High Society Ibizas und bekommen immer mehr Einblicke in eine sehr skurrile und extrem teure Sammelleidenschaft.
Als Carlos während der Ermittlungen niedergeschlagen wird, dauert es nicht lange bis auch Maria auf der Insel erscheint. Zu dritt gelingt es ihnen, den Fisch wieder zu finden. Doch was sein Eigentümer Garrett dann am Ende mit diesem Fisch anstellt, ist nicht nur für Allmens Crew, sondern auch für den Leser, der bis dahin von Suters lockerem Sprachstil gut unterhalten wurde, absolut überraschend.
Zum ersten Mal seit Suters Allmen die literarische Szene betreten hat, macht er sich in diesem sechsten Band zum ersten Mal mehrfach ernsthafte Gedanken über sein Alter. Er fragt sich, wie es in den kommenden Jahren mit seiner Wirkung auf das andere Geschlecht bestellt sein wird (auch in „Allmen und der Koi“ klappt das noch hervorragend!) und wie es mit seiner Gesundheit und körperlich en Fitness weiter geht. Wir werden erfahren, ob Suter seinen Allmen in den nächsten Bänden tatsächlich älter werden lässt.
Suter gelingt es in jedem seiner bisherigen Allmen Bände, die Gesellschaft der Superreichen zu karikieren und immer mit einem Schluss aufzuwarten, der seine Leser gespannt auf den nächsten Band warten lässt.
Martin Suter, Allmen und der Koi, Diogenes 2019, ISBN 978-3-257-07075-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2019-10-22)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.