Das hier vorliegende Buch „Allmen und die Erotik“ ist der mittlerweile fünfte Band einer Serie von Martin Suter, einem extrem vielseitigen Schriftsteller. Johann Friedrich von Allmen ist eigentlich kein richtiger Adliger. Im neuen Buch erzählt er an einigen Stellen von seiner Kindheit auf einem Bauernhof. Doch irgendwie hat er es zu großem Reichtum gebracht, der ihm aber durch seinen aufwendigen und verschwenderischen Lebensstil immer wieder unter den Fingern zerrinnt. So musste er vor längerer Zeit schon seine große Villa verkaufen und sich ein lebenslanges Wohnrecht in dem zur Villa gehörenden Gartenhaus sichern.
Dort lebt er auf relativ engem Raum zusammen mit seinem Diener Carlos, einem illegal in der Schweiz lebenden Guatemalteken und dessen Partnerin Maria. Carlos ist für Allmen unersetzbar und mittlerweile zum Teilhaber der Firma Allmen International Inquiries aufgestiegen, einer Agentur, deren Spezialität es ist, wertvolle Kunstgegenstände wieder zu beschaffen. Dass sie diese nicht selten vorher selbst auf unterschiedlich phantasievolle Weise entwendet und in ihren Besitz gebracht haben, ist unverzichtbarer Bestandteil des Geschäftsmodells der Firma.
Im neuen Buch ist Allmen wieder einmal pleite. Beim Diebstahl eines kleinen Faberge-Eis wird er von einem Kunsthändlerkollegen namens Krähenbühler gefilmt und dann von diesem erpresst. Es geht um eine große Sammlung erotischer Porzellanstücke, die der ehemalige Antiquar Sterner nach seinem Eintritt in eine Sekte in einem Lagerhaus eingelagert hat.
Allmen und Carlos sollen sich dort Zutritt verschaffen, vorher das Vertrauen des für Sterner sprechenden Sektenchefs erschleichen und dann die gestohlenen wertvollen Skulpturen an Hehler verkaufen. Selbstverständlich streicht Krähenbühler die Hälfte des Erlöses ein.
Allmen und Carlos gelingt der Coup recht gut. Die ebenfalls im Haus der Sekte lebenden Tochter des alten Sterners, den bald das Zeitliche segnet, hat es Allmen angetan. Er will ihr näher kommen, doch er wird sich über die junge, so unschuldig daherkommende Frau noch wundern. Der Titel hat dieses Mal eine Doppelbedeutung. Zum einen geht es um erotische Figurinen aus dem Rokoko, zum anderen um die erotische Anziehung, die die zwanzig Jahre jüngere Jasmin auf Allmen ausübt.
Auch in diesem Band kommen der nüchterne Carlos und der verschwenderische Allmen in heikle Situationen, die ihren finanziellen Erfolg immer wieder gefährden. Doch schließlich scheint sogar, wie beim letzten Mal, ein ganz schöner Batzen für die beiden dabei herauszuspringen, aber ein wirklich überraschender Schluss zwingt den von Suters witziger Sprache faszinierten Leser, den nächsten erscheinenden sechsten Band unbedingt zu lesen.
Vielleicht überrascht uns Martin Suter aber auch zunächst mal wieder mit etwas ganz anderem.
Martin Suter, Allmen und die Erotik, Diogenes 2018, ISBN 978-3-257-07033-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-11-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.