Martin Suter ist ein Meister kurzer Texte, mit denen er schon seit über zehn Jahren aus der „business class“ berichtet. Dass er nebenbei auch wunderbare lange Romane mit hoher literarischer Qualität schreibt und mit der Allmen-Reihe eine bemerkenswerte Krimifigur erfunden hat, sei hier nur erwähnt.
Die hier unter dem Titel „Alles im Griff“ publizierte „business soap“ ist in ihren einzelnen Kapiteln schon vor über zehn Jahren erschienen. Sie wurden 2004 zwischen März und Dezember im Magazin des „Tages-Anzeigers in Zürich zuerst veröffentlicht. Böse, bissig und zynisch mit viel schwarzem Humor verschafft Martin Suter seinen Leser wieder Einblicke in die seltsame Welt des Managements und der business class.
Tobler heißt der Held des neuen Buches. Sehr bewusst und mit konkreten Karriereabsichten und -plänen hat er neu bei der Firma CRONSA angefangen. In seiner alten Firma waren alle „Beförderungskanäle verstopft“. Er denkt, die neue Firma sei dagegen dynamisch und kein Ort für Sesselkleber.
Doch schon bald wird klar – dem Leser noch früher als dem tragischen Held - dass auch in der neuen Firma er mit dem alten Problem konfrontiert ist. Sehr gekonnt und stilistisch scharf beschreibt Suter die tägliche Anstrengung, das Buckeln und Treten, den Kampf um Anerkennung und Aufstieg, die Beziehungen unter den Kollegen und deren familiäres Umfeld.
Von Geschichte zu Geschichte (jeweils etwa zwei Seiten) spitzt sich die Lage zu und endet in einem überraschenden Schluss.
Doch, so heißt es am Ende des Epilogs?
„Von Tobler wird man noch hören.“
In einem nächsten Buch? Köstliche Lektüre für nebenbei.
Martin Suter, Alles im Griff, Diogenes 2016, ISBN 978-3-257-24342-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-07-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.