Wer Norbert Sternmuts Texte zum ersten Mal liest, steht gleichsam vor einem Rätsel, das sich erst mit der Zeit entschlüsselt. Eine erste Ahnung von der Magie seiner Sprache erhält der Leser, nachdem er den Rhythmus der Texte entdeckt und so einen ersten Zugang zum Kosmos von Sternmuts Lyrik gefunden hat. Von diesem Zeitpunkt an tritt Sternmuts Sprache zusehends in den Hintergrund, spricht im Verborgenen, spricht an und bringt das Hintergrundrauschen des eigenen Selbst zum Klingen. Sternmuts Lyrik schafft für den Leser, der sich darauf einlässt, einen persönlichen Zugang, indem er ihn hinein zieht in seinen Kosmos, dort das eigene Sein erlebbar, erfühlbar macht, wie Wortkatalysatoren, die seine Texte zu einem "Erkenne dich selbst" werden lassen und damit zum Träumen, Erinnern und Verstehen anregen. Jeder Text ist ein Multiversum. Und wollte man einen beispielhaft heraus heben, so würde man den anderen Unrecht tun. Und so wandert der Leser, den eigenen Erinnerungen und Gefühlen folgend, von Seite zu Seite, der Melodie der geflüsterten Worte längst enthoben, liebt, ist traurig, neugierig und nachdenklich. Sternmuts Lyrik öffnet selbst, gerade nach mehrmaligem Lesen, neue Blickwinkel und ist dadurch zeitlos, immer neu, nie langweilig - auf den Punkt gebracht - ein "MUSS".
[*] Diese Rezension schrieb: Volker Schopf (2010-07-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.