Andre Stern hat sich schon mit seinen letzten beiden Büchern als ein Autor und Zeitgenosse erwiesen, der quer zum Mainstream gängiger aber auch alternativer Bildungskonzepte argumentiert.
In seinem letzten 2016 ebenfalls bei Elisabeth Sandmann erschienenen Buch „Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben“ lässt er immer wieder durchblicken, dass er sich eine Kindheit ohne Schule, wie er sie selbst erlebt und in seinem ersten Buch „Ich war nie in der Schule“ beschrieben hat, für alle Kinder wünscht. Und tatsächlich sprechen seine Bücher viele Menschen an, die ähnlich denken und ihre Kinder lieber selbst unterrichten würden, gäbe es die ihnen leidige Schulpflicht nicht. Doch Andre Stern geht es schwerpunktmäßig darum, dafür zu werben, in die emotionalen, sozialen und kognitiven Potenziale der Menschen zu vertrauen und das beim Aufwachsen der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Ob in der Familie, im Kindergarten oder in der Schule:
„Das Spiel ist für das Kind die direkte Art, sich mit dem Alltag, mit sich und der Welt zu verbinden. Für Kinder ist das freie Spiel ein Bedürfnis. Eine Veranlagung, ein Hang, oft ein Drang. Es ist für das Kind eine tiefe Erfüllung.“
Auch in seinem neuen Buch verfolgt er diesen Weg weiter und widmet sich der Begeisterung als einer dem Menschen angeborenen Fähigkeit. Jedes Kind, so schreibt er, sei von Natur aus neugierig, an seiner Umwelt und den Dingen interessiert und voller potentieller Begeisterung. Die muss weder trainiert noch entwickelt werden, sagt er, sie sei „wie ein innerer See. Doch ist sie meistens überdeckt von Wolken und Vorhängen, die es zu entfernen genügen würde.“
Die Kindheit als wertvollste Ressource des Menschen anerkennen und wertzuschätzen, sie zu schützen, zu achten und zu fördern, darum geht es in der Familie, in den Kindertagesstätten und in den Schulen. Nicht die Leistung um jeden Preis in der Vordergrund der Erziehung stellen, sondern die kindliche Begeisterung und Leidenschaft.
Erwachsene, egal ob Eltern, Erziehrinnen oder Lehrer, die darauf achten, werden sich auch ihrer eigenen Begeisterungsfähigkeit bewusst und für ihr eigenes Leben profitieren.
Wieder zeigt sich Andre Stern als eine Art Vorbote einer neuen Lebensweise. Sein Vertrauen in die Potentiale des Menschen ist groß.
Diese emotionalen, sozialen und kognitiven Potentiale zu erkennen und zu fördern, sie zum Leben kommen lassen – eine große und spannende Aufgabe für alle, die an der Erziehung von kleinen Menschenkindern teilhaben.
Andre Stern, Begeisterung. Die Energie der Kindheit wiederentdecken, Elisabeth Sandmann Verlag 2019, ISBN 978-3-945543-59-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2019-03-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.