Diese Biographie des jungen Journalisten und Juristen Ronen Steinke über das Leben des ehemaligen hessischen Generalstaatsanwaltes und Exil-Weggefährten von Willy Brandt, Fritz Bauer und dessen Rolle bei der schwierigen und von vielen politischen Widerständen bedrohten Vorbereitung und dann von großem medialen internationalem Interesse geprägten Frankfurter Auschwitz-Prozessen 1965 ist sehr gut geeignet, vor allem Leser, die diese Zeit nicht als politisch bewusste Erwachsene miterlebt haben, mit einer Periode der bundesrepublikanischen Geschichte bekannt zu machen, die im Rückblick gesehen einen zentralen Wendepunkt in der Nachkriegsgeschichte des Landes markiert.
Denn ohne diese Prozesse und ihre aufklärende Wirkung im Inland und ihre entspannende Botschaft im Ausland wäre die weitere Ostpolitik Egon Bahrs und Willy Brandts und danach auch die Große Koalition und die anschließenden erste sozialliberale Koalition nicht denkbar gewesen.
Ronen Steinke zeichnet kenntnisreich die bisher kaum bekannte Lebensgeschichte jenes Mannes nach, der die Deutschen mit ihrer Geschichte konfrontierte und dabei viel Widerstand und Häme erfuhr. Über die Widerstände aus seiner eigenen Zunft hat er gesagt: „Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland.“
Traurig ist sein verbittertes und einsames Lebensende. Deshalb ist es sehr zu begrüßen, dass mit diesem Buch eines jungen Juristen an das Leben und das unvergessliche Wirken von Fritz Bauer erinnert wird.
Ronen Steinke, Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht, Piper 2013, ISBN 978-3-492-05590-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-10-31)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.