Die Depression hat sich, in den letzten Jahren oft versteckt hinter dem sprachlichen Konstrukt des Burn-Out, zu einer wahren Volkskrankheit entwickelt. Gleichzeitig liest man in den letzten Monaten immer wieder, dass Betroffene, wenn sie sich denn endlich entschlossen haben, sich helfen zu lassen (oft geht dem eine lange Leidenszeit voraus), mit monatelangen Wartezeiten bei den niedergelassenen Psychotherapeuten rechnen müssen. Wartezeiten, die die Krankheit verschlimmern und manches Mal auch zu Reaktionen führen, wie sie der Autor des vorliegenden Buches beschreibt.
Auch Viktor Staudt litt, obwohl der viel Sport trieb und viele Freunde hatte, mit denen er sich die Nächte um die Ohren schlug, unter Depressionen und Angstattacken. Er macht die Erfahrung Vieler, dass niemand ihm wirklich helfen kann.
Eines Tages hält er es nicht mehr aus und sucht einen Ausweg im Suizid. Er wirft sich vor einen Zug. Er überlebt diesen Suizidversuch, muss aber fortan ohne Beine im Rollstuhl sitzen.
Jetzt erst, nach diesem dramatischen Hilferuf kümmern sich Fachleute um seine Seele, stellen die richtige Diagnose und verordnen geeignete Medikamente, die Viktor Staudt fortan in hellerem Licht und ohne Angst leben lassen.
Sein Lebensbericht ist das engagierte Plädoyer für schnellere und bessere Hilfe für betroffene Menschen, aber für diese eine Ermutigung, niemals aufzugeben und immer auf ein Licht am Ende des Tunnels zu hoffen. Er selbst hat sein Leben der Präventionsarbeit gewidmet und hält Vorträge und veranstaltet Workshops zu diesem Thema. Damit und so ist zu hoffen, auch mit seinem Buch, kann er sicher viele Menschen vor einen Schicksal bewahren, wie er es durchleiden musste.
Viktor Staudt, Die Geschichte meines Selbstmords – und wie ich das Leben wiederfand, Droemer 2014, ISBN 978-3-426-27645-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-09-11)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.