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Stadtbekannt.at - Schimpfen wie ein echter Wiener
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Stadtbekannt.at - Schimpfen wie ein echter Wiener bestellen
Stadtbekannt.at:
Schimpfen wie ein echter
Wiener

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(Bücher frei Haus)

Was ist eigentlich ein echter Wiener? Einer der nicht untergeht? Der immer „im Öl“ schwimmt? Zumindest schimpfen muss er können, wie ein echter Wiener, ein echter Wiener. Aber was sagt so einer eigentlich, wenn er schimpft? Lange Zeit wurde die Wiener Slangsprache belächelt, aber spätestens seit H.C. Artmann wurde sie zum Kult und wer etwas auf sich hält, der kann zumindest beim Würstlstand im städtischen Idiom bestellen? „Host ma a Haaße mit an Schoarfn, a 16er Blech und a Bugl?“ Das komplette Menü für einen glücklichen Abend nach einem ausgedehnten Theaterbesuch, wo heute übrigens auch wieder gerne „gemundartet“ wird. Denn Wienerisch ist einfach Kult, das beweist auch diese handliche Publikation für den Alltagsgebrauch, die in jeder Hosentasche oder Handtascherl Platz hat.

A „Wiener“ am Würstlstand
Unterstehen Sie sich am Würstlstand eine Wiener statt einem Frankfurter zu bestellen, denn es könnte folgen: „Der Huanbeidl kauft si a Buanheidl.“ Tatsächlich spielen sich aber sehr viele solcher Dialoge am Würstlstand ab, denn wo sonst ist der echte Wiener zuhause? Etwa beim Heurigen? Mitnichten. Dort gehen ohnehin nur die „Gschpritztn“ hin. Im Gemeindebau? Auch nicht, dort lässt er höchstens seinen Tschurifetzen liegen. Nein, Tschuri nat nichts mit dem nach Klym Tschurjumow benannten Kometen zu tun, schon eher mit einem Kometenschweif, denn es bedeutet nichts anderes als Sperma, wienerisch auch „Saf“ genannt. Tschuri kommt aus dem romanes und bedeutet eigentlich Suppe und der Fetzen im Tschurifetzen, der kann ein Tuch bezeichnen, das man nach dem Geschlechtsverkehr zum Abwischen verwendet. Oder aber man hatte schon einen „Fetzn“ bevor man „kam“. Wahrscheinlich hat er sich vorher ein 16er Blech gezwitschert, beim Würstelstand. Aber dann braucht es wohl keinen Tschurifetzen mehr? Würstlstand und Geschlechtsverkehr? Das kann aber nur in Wien etwas miteinander zu tun haben? Oder? Dabei wurde das Wiener Würstchen eigentlich von einem Frankfurter erfunden. In Wien. Eben!

“Beidl am Oarsch“
Das wohl zweitliebste Schimpfwort nach „Beidl“ worauf näher einzugehen wir uns hier ersparen ist sicherlich der „Oarsch“ und nicht nur der Nino von Wien bezeichnet in einem seiner Wiener Lieder den als Oarsch, der mit seiner Oidn abrauscht. Oasch kann -genauso wie Beidl übrigens – natürlich auch an jedes x-beliebige Wort drangehängt werden oder auch als Präfix verwendet werden. Wem das nicht passt, der kann gerne auch „vaschwindn wia’s Wiaschtl ausm Kraut!“, wenn er nicht ohnehin schon „fett wia a Radierer“ ist. Der Ausdruck „fett“ passt natürlich wieder perfekt zu unserem Würstlstand, denn er bedeutet nichts anderes als betrunken zu sein. Eleganterweise stammt er aber aus dem Französischen, denn das Wort „effet“, das ja den Drall der Billardkugeln beschreibt, wurde im Wienerischen gerne für torkelnde Trunkenbolde verwendet, also für „taumelnd“. Und der Radierer? Der war früher sehr fetthaltig und deswegen „waach“, ganz so wie der Wiener, der echte, am Würstlstand. Keine Frankfurter ned.

Eine herrlich abwechslungsreiche Lektüre, die viel Aufschlüsse über das Wiener Seelenleben zulässt und für sichere Lacher bei all seinen Lesern sorgen wird.

Stadtbekannt.at
Schimpfen wie ein echter Wiener
Mit Cartoons von Maria Antonia Graff.
128 Seiten, Softcover,
ISBN 978-3-902980-43-4
www.holzbaumverlag.de

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2016-04-27)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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