Viele Wiener Parkanlagen entstanden aus aufgelassenen Friedhöfen. Ob wohl daraus die sprichwörtliche Vorliebe der Wiener für alles Morbide entstand? Waldmüllerpark, Haydnpark, Währingpark, Schubertpark, Strauss Lanner Park und viele andere Parkflächen teilen sich die 200.000 Hektar Gesamtparkfläche und da ist der Schönbrunner Schlosspark noch gar nicht mitgezählt, vor ihm wurde gerade eine andere „Parklandschaft“ verhindert: eine Bürgerinitiative hatte den Großparkplatz vor den Toren Schönbrunns gerade noch in letzter Minute verhindern können. Die größten Grünflächen in Wien hat übrigens der 22. Bezirk (Donaustadt) mit 5,701 Hektar, die kleinste mit nur zwei Hektar die Josefstadt, der 8. Bezirk.
Des Kaisers “Hurn wohin man schaut“
Das bringt mich gleich zu einem anderen Stichwort in der vorliegenden zweiten Ausgabe des Stadbekannt Führers Unnützes Wien: „Spannen Sie nur ein großes Tuch über Wien und seine Vorstadt, dann haben Sie gleich ohne Mühe – ein privilegiertes Hurenhaus!“, soll einst Kaiser Joseph II. über seine Residenzstadt gesagt haben. Damals wohnten ca. 260.000 Einwohner, aber 20.000 davon arbeiteten im horizontalen Gewerbe, was den Kaiser wohl auch zu obigem Ausspruch veranlasst haben könnte und im Stadtführer unter dem Stichwort „Hurn wohin man schaut“ im Kapitel „Unterhaltsames“ zu finden ist. Weit weniger verbreitet als die Prostituierten im 18. Jahrhundert sind in Wien im 21. Jahrhundert die Telefonzellen. Nur mehr 4100 Stück betreibt die Telekom im Wiener Stadtgebiet, davon wird jede immerhin 2,5 Mal täglich genützt.
Neue Blickwinkel auf die Stadt der Lebensqualität
Das absolute Alter von Wien ist vielleicht keine Neuigkeit, dass aber der durchschnittliche Wiener 41 Jahre alt ist und Frauen durchschnittlich 42,6, Männer dagegen jugendlich frische 39,3. Die Lebenserwartung liegt in der Stadt die von Mercer sieben Mal in Serie zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität gewählt wurde, liegt hingegen bei schmucken 82 Jahren, allerdings nur in den Nobelbezirken Döbling, während es in Simmering nur 73 Jahre sind. Und reich sind die Wiener auch, zumindest die ersten drei: Josef Graf (Novomatic), Karl Wlaschek (Immo) und Martin Schlaff (Finanz) wiegen insgesamt mehr als 12 Milliarden Euro. Aber alt werden kann man ihn Wien auch ohne dass man reich ist. Das beweist nicht nur Mercer, sondern auch diese amüsante Lektüre über Wien, die jedem Bewohner und Besucher als delikates Brainfood anempfohlen sei.
Stadbekannt
Unnützes Wien Wissen Teil 2
128 Seiten, Softcover
Holzbaum Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-04-08)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.