Die Zahl der Einpersonenhaushalte in unserem Land steigt jährlich schon seit langer Zeit. Was die Menschen in ihren jungen Jahren vielleicht als Ausdruck von Freiheit wertschätzen, wird für manche schon nach den ersten drei oder vier Lebensjahrzehnten zu einem großen Problem. Sie sehnen sich nach einem Menschen, mit dem sie ihr Leben teilen können, aber hohe Ansprüche und eine Haltung, die immer noch damit rechnet, das etwas Besseres nachkommt, verhindert das oft.
Dazu kommen – auch immer mehr- Menschen, die oft nach jahrzehntelanger Ehe oder Partnerschaft diese verlassen und von nun an alleine leben. Auch hier schleicht sich in die lange ersehnte Freiheit nicht selten bald etwas ein, das schon die Alten als „Einsamkeit“ bezeichneten.
Nach seiner These über den Zusammenhang vom Missbrauch digitaler Medien und geistiger Demenz hat sich der Neurologe Manfred Spitzer nun dieser Einsamkeit als gesellschaftlichem und medizinischem Phänomen in einem Buch zugewandt. Er identifiziert Einsamkeit- vielleicht etwas reißerisch – als eine „unerkannte Krankheit“ die schwerwiegenden Folgen hat.
Denn es ist erwiesen in vielen Studien, dass Menschen, die einsam sind, viel häufiger als andere erkranken an Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen und Demenz.
Manfred Spitzer beschreibt in seinem neuen Buch erstmals, warum Einsamkeit ein Krankheitsverursacher ist, wie krankmachende Einsamkeit und soziale Isolation aussehen und welch gravierenden Einfluss das auf die Gesundheit, auf Körper und Seele der Betroffenen hat. Der streitbare Psychiater will damit eine Gesellschaft aufrütteln, die Einsamkeit immer noch als erstrebenswertes Wellnessangebot für gestresste Zeitgenossen betrachtet.
Manfred Spitzer, Einsamkeit. Die unerkannte Krankheit, Droemer 2018, ISBN 978-3-426-27676-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-04-18)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.