Ich habe Mühe, eine Rezension zu schreiben. Nicht, weil das Büchlein schlecht wäre, nein, im Gegenteil, weil es mich zu persönlich anspricht. Kann das sein? Ja, wenn es so sehr berührt, dass vieles gleich empfunden wird, kann das sein. Dann kommt es mir selber so nahe, dass ich den nötigen Abstand für eine Beurteilung nicht herstellen kann und in diesem Sinne befangen bin.
Sagt das nicht schon genug aus? Ich liebe das Büchlein, ich liebe die Gedichte von Thorsteiin. Ich spüre, wie sehr sie aus dem Inneren spriessen, was für mich eines der wichtigsten Kriterien sind, damit ich Gedichte gut finde. Sie lassen nicht kalt. Lässt sich der Leser und die Leserin darauf ein, kann sie ein Klangbild der besonderen Art erleben, nein, erfahren.
Auch wenn es traurige Töne gibt, wenn ab und zu Verzweiflung durchschimmert, Einsamkeit vorkommt, ist da so viel Wärme in den Texten, dass sie wirklich wärmen wie Sonnen. All die anderen Empfindungen gehören mit zum Mensch sein. Wir bestehen nicht nur aus guten Gefühlen und guten Tagen. Ein Kaleidoskop entsteht.
Ich masse mir niemals an, Texte von Kollegen zu zerreissen, zu zerreden oder sonst wie zu analysieren, denn ich finde, damit tu ich Unrecht. Aber ich kann sagen, ob mich etwas berührt oder kalt lässt. Dieses Büchlein berührt mich und mehr brauch ich nicht. Es begleitet mich von dem Moment an, als ich es in meinen Händen hielt.
Es scheint keine Grenzen und Gesetze in der Anordnung oder im Rhythmus der Gedichte zu geben und doch folgen sie einem Faden und doch ist da Rhythmus, sind Klänge da, Töne, Spielereien mit Worten, die Gefühle und Beobachtungen ausdrücken. Ich kann es auch mit den Steinen eines Mosaikes vergleichen, das ein Gesamtes ergibt. Und ich freue mich schon heute auf eine Fortsetzung. Denn mir scheint, ein Anfang bedeutet nicht Ende oder?
Esther Grünig-Schöni
[*] Diese Rezension schrieb: Thorsteiin Spicker (2004-05-31)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.