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Randy J. Sparks - Die Prinzen von Calabar
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Sparks, Randy J.:
Die Prinzen von Calabar

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(Bücher frei Haus)

Bestimmte Darstellungen halten sich hartnäckig, sowohl in den historischen Wissenschaften wie in der politischen Kommunikation ihrer Ergebnisse. Das entspricht nicht immer dem tatsächlichen Sachverhalt und dient nicht immer dem, was wir oft so selbstverständlich die Wahrheit nennen. Ein Beispiel für ein Geschichtsbild, welches der näheren Recherche aus heutiger Sicht nicht mehr standzuhalten vermag, ist der transatlantische Sklavenhandel im 18. Jahrhundert. Bis heute hält sich die Version, dass die Gefangenname und der Transport afrikanischer Sklaven exklusiv das Werk des Weißen Mannes war. Der amerikanische Historiker Randy J. Sparks von der Tulane University of New Orleans hat durch die Aufarbeitung eines spektakulären Falles Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die das bisherige Bild vom Sklavenhandel gehörig korrigieren.

Anhand des Falles der Verschleppung von zwei Mitgliedern einer westafrikanischen Herrscherfamilie durch englische Sklavenhändler aus dem Hafen von Calabar, die selbst Sklavenhändler waren und in einer siebenjährigen Odyssee in die Karibik, nach Virginia und England umherirrten, rekonstruiert Sparks die Beziehungen zwischen englischen und afrikanischen Sklavenhändlern. Die englischen Sklavenhändler kauften an der westafrikanischen Küste ihre lebende Ware von Mitgliedern afrikanischer Clans ab, die die Jagd nach Sklaven im Inland betrieben. Aus diesem Handel, der nicht vereinzelt und zufällig vonstatten ging, sondern die Regel war und systematisch betrieben wurde, entstanden zum Teil sehr kultivierte Beziehungen. Nicht selten nahmen die englischen Sklavenhändler den Nachwuchs der afrikanischen Geschäftspartner mit nach England, wo sie in die Sitten und Gebräuche eingeführt wurden und dadurch die gegenseitigen Beziehungen stabilisieren halfen. Neben dem reinen Kaufgeschäft entstand eine Kooperation beim Transport der Sklaven in die Karibik und dabei entwickelte sich eine transatlantische, kreolische Elite, die als polyglott und interkulturell ausgewiesen gelten konnte.

Die Entführung der beiden Mitglieder aus einem Herrscherhaus führte nichtsdestotrotz zu erheblichen Verwicklungen und ihr Schicksal kann als einer der Anlässe gewertet werden, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu einer politischen Bewegung in England führte, die schrittweise über Dekrete in den Jahren 1792 und 1803 schließlich zur endgültigen Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1809 führte.

Wohltuend nüchtern und ohne jedes Kokettieren mit einem historischen Revisionismus stellt Sparks das Ineinanderspielen der verschiedenen Kulturkreise bei einem der furchtbarsten Geschäfte der Neuzeit dar. Die Verliere sind nach wie vor die afrikanischen Sklaven und zu den Gewinnern zählen neben den englischen Händlern auch die beteiligten afrikanischen Herrschaftshäuser. Auch hier führten veränderte Kommunikationsmöglichkeiten zu einer Aufweichung der Lager, die Schicksale von Prinzen freilich erweckten in der englischen Gesellschaft erst den Impuls zum Protest. Der edle Wilde musste dort von aristokratischem Geblüt sein, sonst lag das Menschliche fern wie eh und je. Doch selbst die in diesem Fall Geretteten fuhren nach ihrer glücklichen Rückkehr nach Calabar mit dem Sklavenhandel fort.

[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2010-05-22)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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