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Peter Simonischek - Kommen Sie näher
Buchinformation

Der Hufnagel war schuld. Einer der ganz Großen ist tot. Peter Simonischek war langjähriger Jedermann-Darsteller (91 Vorstellungen) in Salzburg und Ehrenmitglied des Burgtheaters, aber auch an den Bühnen von Graz, am Stadttheater St. Gallen, in Bern, am Staatstheater Darmstadt und am Schauspielhaus Düsseldorf engagiert, sowie Ensemblemitglied an der Berliner Schaubühne unter der Leitung von Peter Stein. Bekannt wurde er auch durch die Filme "Toni Erdmann" oder "Der vermessene Mensch".

Biografie des Burgschauspielers mit Tiefgang

Es war vielleicht kein Zufall, dass der Verlag dieses Buch zu Allerheiligen/Allerseelen promotete, denn tatsächlich geht es nicht nur um die Schauspielkarriere, sondern auch den Tod Peter Simonischeks. Ganz so wie in seiner Paraderolle als Jedermann ereilte auch ihn das Schicksal, das jeden trifft. In seinen letzten Jahren erkrankte er an Lungenkrebs und unter diesem Eindruck ist auch die vorliegende beeindruckende Biografie entstanden, die die Journalistin Saskia Jungnikl-Gossy noch mit ihm vor seinem Tod erarbeitete. Es ist ein sehr nachdenkliches auch geworden, das viele seiner glanzvollsten Momente auch in Bildern festhält und zeigt. Die Autorin führte zudem auch Gespräche mit seinen drei Söhnen Benedikt, Max und Kaspar sowie seiner Frau Brigitte Karner. Simonischek selbst sollte eigentlich in die Fußstapfen seines Vaters treten, aber er rebellierte schon sehr früh gegen die Autorität seines Erzeuger, dessen Leiche er Jahrzehnte später selbst fand. Sein Vater hatte sich umgebracht. Eine Tragödie wie man sie kaum nachempfinden kann, gerade in einer Zeit, in der über Gefühle nicht sehr viel gesprochen wurde. An einer Stelle erzählt er genau darüber eine Anekdote aus seiner Kindheit und schließt sie mit dem Satz, der ihn an das Lied "Großvater" von STS gemahnte: "Ich hatte so jemanden nicht". Das miteinander reden und Gefühle zeigen, das hatte man in seiner Kindheit nicht gekannt.

Lebensweisheiten für die stillen Stunden

Trotzdem wurde Peter Simonischek ein Schauspieler mit sehr viel Gefühl und Empathie. Vielleicht lag es doch an dem Fünfer den sein Vater dem Betreiber des Kasperltheaters zusteckte, damit dieser fragte, ob denn auch der Peter schon da sei. "Na, aus wars bei mir. Geschehen wars um mich", erzählt der Peter Jahrzehnte später und beide müssen lachen. Peter Simonischek schaffte es binnen kürzester Zeit seinem Lebenstraum nachzugehen und ihn zu verwirklichen und so am Ende seines Lebens auf eine beispiellose Karriere zurückzublicken. In den Gesprächen in Simonischeks Wiener Wohnung geht es aber nicht nur um Privates, sondern vor allem um die Liebe zur Schauspielkunst und das Spiel. Was ist der Mensch im Angesicht des Todes? Darum geht es im Jedermann. Der christliche Grundgedanke des Mysterienspiels. Darum geht es aber auch in vorliegender außergewöhnlicher Biographie, die einen Menschen zeigt, wie er ist. Ob Schauspieler oder nicht. Denn nicht nur Schauspieler sind abergläubisch. So erzählt er seiner Zuhörerin auch die Geschichte vom Hufnagel, den er einmal fand und der ihm so viel Glück brachte. Bis er eines Tage seine Geldtasche verlor und damit auch den Hufnagel: "Seither kommt ein Schas nach dem anderen. Zuerst die Pandemie, damit hast angefangen. Und na ja, so ging es dann weiter". Frei nach dem Motto: "Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht." So die Theaterleute.


Ein Buch das trotz allem auch viel Mut macht, es weiter zu versuchen. Jeden Tag. Und nicht aufzugeben. In jeder Aufgabe liegt auch eine Gabe. Ein Geschenk. Eine muntere Geschichte erzählt Simonischek übrigens auch über den Unterschied zwischen Österreichern und Deutschen. Allein dafür lohnt es sich schon, diese Biografie zur Hand zu nehmen. Immer wieder einmal, nicht nur Allerheiligen. Denn es liegt sehr viel Kraft darin. "Der Sinn des Lebens? Das Leben selbst. Und was ist das Leben? Der Sinn des Lebens.", sagt Peter. Aber natürlich geht es vor allem auch um die Liebe, antwortet Brigitte.

Peter Simonischek mit Saskia Jungnikl-Gossy
Kommen Sie näher
2023, Hardcover, 16,8 x 24 cm; 208 Seiten
ISBN 978-3-222-15120-0
Molden Verlag
€ 32,00

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2023-11-04)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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