„Mein Kopf ist wie ein Schwamm“, meint Tarantino selbst über seine Art Drehbücher zu verfassen. Er schreibe nur mit, die Figuren sprächen zu ihm und entstehen so quasi von selbst. Er hämmert die Skripts immer noch in eine alte Smith-Corona-Schreibmaschine, die ihm eine Freundin mal schenkte und nicht in einen Computer. Als Legastheniker und Schulabbrecher habe er einen IQ von 160 und bringt die durchschnittlich 30 Kopien seiner Skripts bei Parties in seinem Haus unter die Leute. Sein Mundwerkmaschinengewehr und seine wilden Gesten sind längst Legende, aber es gibt auch den nachdenklichen Tarantino, der seinen Daumen in seine Kinngrube legt. Und natürlich den feierenden Tarantino. Vor allem aber Tarantino, den Cineasten, der sich in seinem Homekino selbst gern Filme von anderen Regisseuren ansieht und daraus seinen ganz eigenen Mix kreiert. Er selbst sieht sich in erster Linie als Filmfan und erst in zweiter als Regisseur. Pro Jahr sah er in seiner Jugend zwischen 197 und 202 Filmen. Das weiß er deswegen so genau, weil er über alles Buch führte. Sein größter Kritiker war Roger Avary, der mit ihm Pulp Fiction verfasste. Dieser soll einmal gesagt haben, dass Tarantino nur Filme über Filme, nicht aber über das Leben mache. Aber was ist schöner, als Leben voller Filme?
Neues vom Kultregisseur
Der Autor und Filmkritiker des New Yorker, der New York Times und der Vogue unterrichtet Filmgeschichte an der New York University. Tom Shone beschreibt sowohl den einzigartige Schaffensprozess der Oscar-gekrönten Legende Quentin Tarantino mit kompletter Filmografie als auch seine Filme. Denn Tarantino ist längst Teil des Kanons geworden, gegen den er einst stritt. Unvergessliche Momente mit den Filmen Reservoir Dogs, Pulp Fiction, Jackie Brown, Kill Bill - Vol. 1 + Vol. 2, Death Proof, Inglorious Basterds, Django Unchained und zuletzt The Hateful Eight können in vorliegender Publikation noch einmal erlebt und Revue passiert werden.
Tom Shone wirft einen Blick auf das Leben Tarantinos, seine berufliche Laufbahn und sein außergewöhnliches Talent als Drehbuchautor. Einige seiner intimsten Wegbegleiter erzählen von der gemeinsamen Arbeit und den Eigenheiten des Kultregisseurs. Die vorliegende Publikation ist mit über 250 Bildern illustriert und bildet somit die ultimative Hommage an den einzigartigen kreativen Filmemacher und Filmfan. Bei Knesebeck sind – in ähnlicher Ausstattung - von Tom Shone bereits Bücher über Woody Allen und Martin Scorsese erschienen. Im Epilog zu vorliegender Ausgabe gibt Tom Shone auch ein paar Hinweise, wie die nächsten Filme von Tarantino aussehen könnten. Obwohl: mehr als zehn Filme wollte er nie machen. Vielleicht zieht er sich doch noch nach Montana zurück oder wird einfach Kinobesitzer in Los Angeles (kürzlich kaufte er dort das New Beverly Cinema). Aber, wer weiß?
Tom Shone
Tarantino. Der Kultregisseur und seine Filme.
24.8 x 29.2 cm, gebunden mit SU, 256 Seiten mit 250 farbigen Abbildungen
Übersetzt von: Claire Roth
ISBN 978-3-95728-189-0
Knesebeck Verlag
40,00 €
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2018-04-17)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.