Der gebürtige Bourdeauxer fand seine Berufung schon im zarten Alter von 19 Jahren und wird in einem Atemzug mit Rene Goscinny, Patrick Modiano und Patrick Süskind genannt. Gemeinsam schufen sie Figuren wie die kleine Tänzerin Catherine, Herr Sommer oder eben auch der kleine Nick, viele von seinen schönsten Zeichnungen sind auch in anderen Werken beim Diogenes Verlag erschienen. „Für Katzenfreunde“ ist also ein Best of zum Thema, das mit viel Liebe von Daniel Keel und Daniel Kampa zusammengestellt wurde.
Jean-Jaques Sempes Geheimnis besteht in Momentaufnahmen, zärtliche Augenblicke in denen sich der Moloch Großstadt zurückzieht und sich das Fenster in eine andere, feinere Welt des stillen Moments öffnet. Etwa eine getigerte Katze, die in einem riesigen weißen Bett liegt, weil sie ihr Frauchen vermisst oder gar selbst ein so großes Bett hat? Eine andere Katze hat sogar ein männliches Gesicht, ist das der Grund, warum sie von ihrer Besitzerin so sanft gestreichelt wird, weil sie aussieht wie ihr Ehemann? Voller Geheimnisse steckt ein anderer Cartoon, in dem eine Katze aus einem Park (ist es gar ein Friedhof) kommend über die Straße in das Wohnviertel schleicht, düstere Straßenlampen konturieren ihren schwarzen Schatten und es scheint, als wäre sie die Königin der Nacht. Was hat sie nur gemacht in diesem Park? Ein Stelldichein? Ein Rendezvous? Dunkle Geschäfte? Oder einfach nur einer Maus nachgejagt? Zufrieden sieht sie jedenfalls aus, in diesem Moment, in dunkler Nacht, als Herrin der Großstadt Paris. In einer anderen Stube liegt eine alte Dame auf dem Sofa, bei ihr auf dem Bauch das liebe Kätzchen, auf dem Tisch geleerte Cognacgläser, die Zeitung über das Parkett verstreut. Gibt es besseres Bild inniger Zufriedenheit?
Wie heißt es in Orhan Pamuks „Museum der Unschuld“? „Sie war mir ohnehin suspekt, da sie keine Katzen mochte“, sagt die vermeintliche Schwiegermutter zu ihrem Sohn. Wie wahr, wie wahr, wer Katzen nicht mag, mit dem kann doch etwas nicht stimmen, oder Herr Sempe? Viele heitere Momente, die der Zeichner dem Betrachter als Augenblicke des Glücks entgegenhält, schön sich immer wieder daran zu erinnern.