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Martin Scorsese - New York, New York
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Scorsese, Martin:
New York, New York

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(Bücher frei Haus)

„Look, baby, when I walked through that door, I knew I fought this war for a reason“, schmeichelt der Jazzmusiker Jimmy Doyle einer unbekannten Schönheit auf einer turbulenten Siegesfeier in einem überfüllten New Yorker Ballsaal am „V-J Day“ 1945, dem Sieg über die Japaner. Jimmy ist ein richtiger Herzbrecher, denn er spricht eine Frau nach der anderen an, er will einfach nur ein Erfolgserlebnis und es ist ihm egal mit welcher Braut er diese Nacht verbringen wird, Hauptsache (irgend)eine. Doch dann gerät er ausgerechnet an Francine Evans und lässt nicht locker, bis sie ihn endlich akzeptiert. Im Taxi erklärt er ihr dann auch, was für ihn – den Musiker – ein Major Chord ist: 1.) Musik 2.) Geld und 3.) (er macht das Geräusch von Küssen). Allerdings hat Jimmy weder das eine noch das andere, sondern eigentlich nur die Musik, weswegen er sich als Hotelbetrüger über Wasser hält, indem er sich unter falschem Namen bei verschiedenen Hotels in New York einschreibt. Erst als er mit Francine zu einer Audition fährt und sie ihm improvisierend assistiert werden die beiden als fixes Team gebucht und beginnen in einem Orchester zu spielen. Jimmy schleift sie dann auch mitten in der Nacht zum Friedensrichter, nachdem sie ihm ein Gedicht geschrieben hat. Aber erst will sie nicht, da der Antrag nicht gerade nach ihren Vorstellungen war. Als sich Jimmy im Schnee vor ein Auto legt, heiratet sie den besitzergreifenden Macho und wird schwanger.

Cream of the crop, at top of the heap
Besonders gelungen und lustig ist eine Abschiedsszene der beiden, als Jimmy sie zu einem Hotel bringt. Er küsst sie so intensiv, dass sie weder aussteigen noch wieder einsteigen kann und man sieht nur ihre Füße, die sich vom Gehsteig vor und zurück bewegen und sich schließlich gegen die Bodenplatte des Autos stemmen, um endlich von Jimmys Mund loszukommen. Als Francine dann endlich im Hotel an der Rezeption ist, kommt Jimmy wieder zu ihr und küsst sie so intensiv, dass sie vergisst, dass am Telefon ihr Manager auf sie wartet. Dieser wird dann auch Jimmy’s Manager und rät ihm bald: „Stay off the junk and you will go far.“ Als einer der weiteren Höhepunkte kann man de Niro „Blue Moon“ anstimmen hören und eine schwarze Sängerin „Honeysuckle Bee“ singen hören, während Francine ihren ersten Plattenvertrag unterzeichnet und Jimmy vor Eifersucht zerplatzt. „I want to wake up in a city,/That doesn't sleep,/To find I'm king of the hill,/Head of the list,/Cream of the crop/At top of the heap.“, heißt es im Titellied „New York, New York“. Tatsächlich schaffen es Jimmy und Francine in dieser heiß umkämpften Stadt, aber der Preis den sie für ihre Karriere zahlen ist sehr hoch, zu hoch.

Start spreading the News…
Der Regisseur selbst nannte seine „Liebesgeschichte“ um die Musiker Francine Evans (Liza Minelli) und Jimmy Doyle (Robert de Niro) ein „Film Noir Musical“. Tatsächlich spielt „New York, New York“ in den 40ern in der Atmosphäre der Broadway-Musicals, eine Hommage also an eine Zeit, die auch 1977 längst vorbei war. „Noir“ ist der Film aber vor allem wegen seiner Schilderung der Beziehung zwischen Francine und Jimmy, denn der von de Niro dargestellte Tenorsaxophonist ist eine wirklich Inkarnation eines Macho par excellence, wie er im Buche steht. Nicht nur dass er seine schwangere Frau schlägt, nein, er neidet ihr auch noch ihren Erfolg und ihre Karriere oder brüskiert sie vor dem versammelten Orchester, indem er ihr einen Klapps auf den Po gibt. Was in den 40ern wohl noch gang und gäbe war, wäre heute unvorstellbar und vielleicht ist „New York, New York“ so auch als Zeitdokument zu verstehen, dass sogar in den 70ern der gleichberechtigte Umgang zwischen Mann und Frau noch nicht so weit verbreitet war, wie man allgemein annimmt, denn es gab auch bei der damaligen Premiere keinen Aufstand gegen die altmodischen Rollenbilder, die in dem Film dargestellt werden. An einer Stelle gibt es etwa den folgenden Dialog zwischen Francine und Jimmy: „You don’t understand“ wirft er ihr vor. Sie antwortet „Oh, I understand that I do not understand.“ Daraufhin Jimmy: „Oh, yes, that’s much better.“ Ob Scorsese die reaktionären Rollenverhältnisse tatsächlich kritisieren oder vielleicht doch nur dokumentieren wollte, bleibt auch mehr als 30 Jahre danach fraglich. Aber der Film lebt natürlich von de Niro’s Darstellungskunst und einigen tollen Musikeinlagen, die die ganze Welt heute kennt, vor allem der Aufbruchshymne für alle Künstler, „Theme from New York“: „Start spreading the news,/I'm leaving today./I want to be a part of it - New York, New York…“ Erschienen in der Reihe Twentieth Century Fox Music Collection.

Martin Scorsese
New York, New York
DVD 155 Minuten
Twentieth Century Fox Music Collection
Mit Liza Minelli, Robert de Niro

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-03-05)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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