Stefan Schweizer - Die Hängenden Gärten von Babylon. Vom Weltwunder zur grünen Architektur
Buchinformation
Die Sieben Weltwunder der Antike sind wohl allen halbgebildeten Europäern ein Begriff und gehören so auch zum kulturellen Erbe und Bezugspunkt des heutigen Europa. Ein besonders faszinierendes Weltwunder war jenes der Hängenden Gärten der babylonischen Königin Semiramis, gerade weil sich davon kein Spuren mehr finden lassen und es als eines der verschwundenen Weltwunder gilt. Und gerade heute, in unserem „grünen“ 21. Jahrhundert sind die Hängenden Gärten wieder zu ein beliebten Bezugspunkt der modernen Architektur geworden. Stefan Schweizer zeichnet nun – in vorliegender Publikation - die Faszinationsgeschichte der Hängenden Gärten nach – bis zur grünen Architektur der Gegenwart.
Babyloniaká und Semiramis
Bis in die Moderne bleibt umstritten, ob die monumentale bepflanzte Terrassen-architektur jemals existierte, schreibt Schweizer. Aber das tat der Faszination für die Hängenden Gärten keinen Abbruch – im Gegenteil. Schon im Altertum bis hin zu Karl Friedrich Schinkel waren die Gärten ein willkommenes Imaginationsobjekt und jede Epoche machte sich wohl ihr eigenes Bild von diesem Urtyp der Gartenkunst und von seiner sagenumwobenen Erschafferin, der babylonischen Königin Semiramis. Zahlreiche Anlagen von der Renaissance bis in die Moderne zeugen vom Einfluss der Hängenden Gärten: der Palazzo Piccolomini in Pienza, der Palazzo Ducale in Urbino, die Kleine Eremitage in Sankt Petersburg oder die Dachgärten Le Corbusiers. Stefan Schweizer zeigt und beschreibt die meisten davon und gibt einen guten Überblick, aber auch viele Details zu den einzelnen Epigonen.
Hortitecture: Garten und Architektur
Hortus (lateinisch für Garten) und Architekur bestimmen die Erzählung über den Zusammenhang der Sieben Weltwunder der Antike zur Moderne und zeigen, wie viel Einfluss ein längst vergangenes Zeitalter auch heute noch hat. Der Architekturkritiker Frank Maier-Solgk schreibt in seinem Nachwort zu vorliegender Monographie wie der Zusammenhang von Architektur und Bepflanzung in Moderne und Gegenwart einen neuen Ausdruck fand. Die teilweise spektakuläre „Hortitecture“ wird im Zeichen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit das zukünftige Gesicht der Metropolen bestimmen, das zeigen Aufnahmen und Fotos von in Bau befindlichen Gebäuden in Asien und Europa. „Sind grüne Hochhausfassaden der Endpunkt einer exotischen Repräsentations-architektur – oder lösen sie das alte Versprechen von blühender Natur mitten in der Stadt ein?“, scheint Stefan Schweizer zu fragen. Mögliche Antworten werde von ihm Angeboten und bilden so eine gute Grundlage für weitere Diskussionen zum Thema, ob Architektur die Natur vor ihrem durch den Menschen verursachten Untergang bewahren kann. Hortitecture eben.
Stefan Schweizer
Die Hängenden Gärten von Babylon
Vom Weltwunder zur grünen Architektur
Mit einem Beitrag von Frank Maier-Solgk
Sachbuch. 2020
240 Seiten. Großformat. Klappenbroschur. Mit zahlreichen. z.T. farbigen Abb.
28,– €
ISBN 978-3-8031-3694-7
Wagenbach Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2020-08-04)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.