Sommerzeit, Cocktailzeit. Aber darf man für Alkohol überhaupt Werbung machen? „Die Menge macht das Gift“, wusste schon Paracelsus, oder vorsichtiger formuliert: „Die Dosis macht die Medizin“. In Maßen konsumiert kann Alkohol durchaus medizinische Wirkungen entfalten, aber vielleicht liegt es dann vor allem an der netten Gesellschaft in die man sich begibt, zudem wenn man „es“ in einer Bar macht und nicht etwa zuhause. Es sei denn man fühlt sich in einer Bar wie zu Hause: „Eine Bar ist ein Ort, den man als Wohnzimmer betrachtet. Wo man zu Hause ist und trotzdem gehen kann, wann man will“, so Charles Schumann, der erstmals 1991 die nunmehr in zwanzigster Auflage erschienene „Bibel der Barkultur“ (New York Times) herausgibt.
Muddling, floating, straining
Charles Schumann hat in dreijähriger Arbeit sein internationales Standardwerk komplett neu überarbeitet und erneuert: „Schumann’s BAR“. Originalrezepte von Charles Schumann werden durch eine detaillierte Waren- und Cocktailkunde und Tipps zur Barausstattung ergänzt und machen dieses Buch fit für das neue Jahrtausend. Unter den Rezepten finden sich u.a. so illustre Namen wie „Swimmingpool“, „Flying Kangaroo“ und „Leichtmatrose“, aber auch Fachausdrücke wie etwas das „muddeln“ oder „floaten“ werden gewissenhaft erklärt. „Zerstoßen, zerquetschen“ bedeutet muddling auf Deutsch und bezieht sich vor allem auf Obst oder Blätter, die mit einem Stößel zerkleinert werden. Die so entstandenen „frischen“ Säfte sollten dann aber auch tatsächlich gleich verwendet werden, denn wenn dies nicht geschieht, kann man gleich die fertig industriell abgefüllten Säfte nehmen, so Schumann.
Die sieben Samurai des guten Trinkens
Was dann aber kein gutes Zeichen für den Bar-Mixer wäre. Denn auch diese haben einen Ehrenkodex. „Double strain“ oder „fine strain“ wiederum bedeutet das Abseihen durch ein Sieb, damit gröbere Partikel nicht in einen Drink gelangen. Der neueste „state of the art“ wird übrigens von Hisashi Kishi und der Tokioter Schule der Barkultur vorgegeben. Die in der Nippon Bartenders Association zusammengefassten Bar-Mixer haben nicht nur eine eigene Forschungsabteilung, sondern generieren auch „Eiswürfeljuwelen“ für ihre Cocktails oder verwenden sogar „jug-free ice“ für Gin Tonics. Der „japanese style“ hat aber nichts mit den sieben Samurai zu tun, denn die tranken keinen Alkohol. Oder doch? Laut einer Zeitschrift seien in Asien vor allem Südkoreaner durstig nach Alkohol. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht von einem jährlichen Konsum von 14,8 Liter Alkohol in Südkorea, in Japan sind es hingegen „nur“ 8 Liter. In China liegt der Wert sogar noch darunter: lediglich 5,9. Na, denn, ein gepflegtes Prost!
CHARLES SCHUMANN
SCHUMANN`S BAR
416 Seiten
12,5 x 17 cm
Gebunden, Fadenheftung, Leseband, Farbschnitt
Hochwertiger Farbkunstdruck
Spezielles Lack-Finish
Über 320 Illustrationen von Günter Mattei
€(D) 35,00 / €(A) 36,00 / sFr 46,90
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-06-30)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.