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Torsten Schulz - Nilowsky
Buchinformation
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Schulz, Torsten:
Nilowsky

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(Bücher frei Haus)

Mit „Nilowsky“ ist dem Schriftsteller und Filmdramaturg Torsten Schulz ein melancholischer und witziger Roman gelungen, in dem er nicht nur seine eigene Jugendzeit reflektiert, sondern auch ein einfühlsames Bild zeichnet vom Leben im Ost-Berlin der Jahre 1976 ff.

Hauptfigur ist der zu Beginn der Handlung etwa 14- jährige Markus Bäcker, der wenig begeistert ist, als er mit seinen Eltern an den Rand von Berlin zieht, weil der Vater in dem dortigen Chemiewerk einen leitenden Posten übernommen hat. Von der neuen Wohnung blickt Markus aus dem dritten Stock nicht nur auf die stinkende Chemiefabrik, sondern auch auf eine Bahnstrecke mit permanent vorbeiratternden Zügen.

Er tut sich zunächst sehr schwer, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Doch als er den etwas älteren Nilowsky kennenlernt, da wird ihm die Gegend um den Bahndamm zur neuen Heimat. Es ist ein intensives Leben, das er fortan führt, denn Nilowsky macht ihn bekannt nicht nur mit zwei älteren Damen, die wiederum mit den schwarzafrikanischen Gastarbeitern der Chemiefabrik intime Beziehungen pflegen, sondern auch mit seiner Freundin Carola, die Markus bald selbst im Stillen anbetet.

Da gibt es besondere Voodoo-Rituale und ausgefallene und gefährliche Freundshaftbeweise. Besonders beeindruckend und witzig fand ich die Schilderung, als Nilowsky seinen Freund Markus mitten im Winter an die Bahnschienen führt und ihn zwingt, seine Zunge auf das Gleis zu legen. Natürlich friert die sofort an und Markus wird panisch, weil der Siebendreizehner gleich kommt. Nur knapp bevor der Zug vorbeirauscht, pinkelt Nilowsky auf die Zunge und befreit Markus. Während der sich übergeben muss, gibt es für Nilowsky keinen größeren Beweis seiner Freundschaft als diesen.

Torsten Schulz erzählt leicht und lebendig von dieser Freundschaft, die auf eine harte Probe gestellt wird, als Markus sich in Carola verliebt. Er beschreibt die vorziehenden Jahre, wie Markus sie durchlebt und wie er auch später Nilowsky nie vergisst. Ihn zu kennen, hat seine Jugend geprägt, hinter der sich wohl auch viele eigene Erfahrungen des Autors verbergen. „Ich wollte immer einen großen Bruder haben. Mit ‚Nilowsky’ habe ich mir einen erschaffen.“

Ein witziger und ebenso melancholischer Roman mit stellenweise schrägen Zügen. Seine Lektüre ist von Anfang bis Ende ein großes Vergnügen

Torsten Schulz, Nilowsky, Klett-Cotta 2013, ISBN 978-3-60893971-2

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-05-28)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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