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Paul Schrader - Katzenmenschen
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Schrader, Paul:
Katzenmenschen

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(Bücher frei Haus)

„See these eyes so green/I can stare for a thousand years/Colder than the moon/It's been so long…“Das Originaldrehbuch zu „Katzenmenschen (Originaltitel: Cat People)“ stammt aus dem Jahre 1942 von DeWitt Bodeen. Die jungen Irena Gallier (Nastassja Kinski) ist Nachfahrin eines Familiengeschlechts, das sich bei erotischen Gefühlen in Schwarze Panther verwandelt. Ihre Eltern sind zwei Zirkus-Dompteure, aber sie wächst im Waisenhaus und bei verschiedenen Pflegefamilien auf. Als junge Erwachsene kommt sie endlich zu ihrem leiblichen älteren Bruder Paul (Malcolm McDowell), der in New Orleans lebt. Seine Haushälterin „Fe-male“ schließt Irena sogleich ins Herz und hilft ihr, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, sie sieht selbst wie eine Vodoo-Priesterin aus, von denen es in New Orleans bis zur großen durch den Hurrikan Katrina verursachten Flut 2005 ja noch sehr viele gegeben haben soll, wie überhaupt natürlich das ganze schwüle Sumpfgebiet prädestiniert ist für eine Atmosphäre aus Aberglauben, Horror und Schamanismus. In einem Bordell wird eine Prostituierte von einem Schwarzen Panther angegriffen und da Paul verschwunden ist, fällt der Verdacht bald auf ihn. „And I've been putting out fire/With gasoline/Feel my blood enraged/It's just the fear of losing you…“ Irena weiß zunächst nichts von ihrem Schicksal, da sie ja noch Jungfrau ist. In einem Dialog in einer Bar mit einer Freundin antwortet diese: „You’re still a virgin?“ „You make it sound so perverse.“ „No, not at all! Just incomprensible, especially these days.“ Mit „these days“ sind die frühen Achtziger gemeint, in denen man anfangs noch nichts von AIDS wusste und nach der sexuellen Befreiung der Frau in den Sechzigern und der Erfindung der Pille, auch das sog. „schwache Geschlecht“ weitaus aktiver agierte. Aber die Lesart von Paul Schrader auf diese Entwicklung ist keinesfalls vom Geiste seiner Zeit beeinflusst, ganz im Gegenteil. Wer immer noch für das Drehbuch verantwortlich ist, muss doch zugeben, dass der Tod an einer geliebten Person nach dem Liebesakt kein adäquates Mittel ist, um wieder zum Menschen zu werden, wie es in der Erklärung des Fluches im Film heißt. Aids wurde am 1. Dezember 1981 als eigentständige Krankheit anerkannt, aber da waren die Dreharbeiten längst abgeschlossen. Aber vielleicht nahm Paul Schrader doch etwas vorweg, was später zur Plage der Achtziger werden sollte? „Don't you know my name/Well, you been so long/See these eyes so red/Red like jungle burning bright/Those who feel me near/Pull the blinds and change their minds/It's been so long“ Als sich Irena auf die Suche nach ihrem verschwundenen Bruder macht, bei dem sie ja zunächst wohnt, nimmt sie ein Taxi. In der neuen Stadt kennt sie sich nicht aus und wer weiß besser, wo es langgeht als ein Taxifahrer? Eben! „If you want to go to a zoo go to the Bronx“, sagt die schwarze Taxifahrerin, als sie Irena vor dem New Orleans Zoo absetzt. Aber sie geht ja in den Zoo, um ihren Bruder Paul zu suchen. Hier lernt sie auch Oliver (John Heard) kennen, der sie als Souvenir-Verkäuferin gleich im Zoo anstellt. „You’ve got to feed these guys a pillow!“, meint er nur, mit Blick auf die vielen Stofftiere im Geschäft. Aber sein größter Fang ist der schwarze Panther, über den er zu seinen Angestellten sagt: „He is a superb cat.“ „A superb cat? He’s a menace!“ Wenn er nur auf seine Angstellten gehört hätte, denn der Panther reißt dem erst 23-jährigen Zoowärter einen ganzen Arm ab. „Still this pulsing night/A plague I call a heartbeat/Just be still with me/Ya wouldn't believe what I've been thru/You've been so long/Well it's been so long“ Bald hat Oliver auch Irena erobert (nicht nur ihren Bruder), aber er bekommt sie dann doch nicht ‘rum, weil sie Angst hat. „To keep the allegators away, you have to make love. You know why? Because they don’t like the sound.“, sagt Oliver. Er hat 33 Jahre lang jemanden gesucht mit dem er leben will und jetzt will er ihn nicht so schnell wieder loslassen…“I loved you before you were born“. Mit Worten kämpft er um Irena.„And I've been putting out fire/with gasoline/putting out fire/with gasoline//See these tears so blue/An ageless heart/that can never mend“ Paul hadert in der Zwischenzeit ebenfalls mit seinem Schicksal: „Everytime I pray that it won’t happen again“, sagt Paul zum am Friedhof aufgelesenen Marilyn-Verschnitt. Aber es wird wieder passieren und Paul konnte es nicht verhindern. Auch die Eltern von Paul und Irena haben miteinander geschlafen, weil dies die einzige Möglichkeit war, dem Catpeople-Fluch zu entkommen. „He wants you because he fears you.“, sagt er über Oliver, aber das sei eben keine Liebe. Nur mit ihm könne sie sich vereinigen, ohne jemanden töten zu müssen. Irena will ihrem Schicksal entkommen: Am Flughfaen frägt sie am Ticketschalter: „How far do these get me?“ und wedelt mit ein paar Dollarn, ganz die typisch amerikanische Auffassung von Geschichtsbewältigung, „nur bloß schnell weg hier“. Im Vorbeigehen läuft ein Katzenfuttervideo: „cat cat chew cat food“. „We have to kill to become human again.“, offenbart Paul Irena auch ihr Schicksal und als sie zu Oliver zurückkehrt und unvermeidlich natürlich dann doch noch mit ihm schläft, verwandelt sie sich tatsächlich auch. Aber Oliver fesselt sie an’s Bett und der Liebe sind keine Grenzen mehr gesetzt. Die konservative Lesart wäre also, man müsse die durch die sexuelle Revolution der Sechziger entfesselte Lust der Frau wieder bändigen, da man(n) sonst daran sterben würde? Ist Paul Schrader‘ Catpeople nur ein reaktionärer Rollback der Emanzipationsbewegung? Was bleibt ist ein genialer David Bowie Song, eine nackte Nastassja Kinski und viel, viel Blut. Die Atmosphäre von New Orleans trägt ihr übriges dazu bei, Catpeople trotz einiger Längern als gelungenes Meisterwerk des „Taxi Driver“ (R: Scorsese) Drehbuchschreibers Schrader zu bezeichnen.„These tears can never dry/A judgement made/can never bend/See these eyes so green/I can stare for a thousand years/Just be still with me/You wouldn't believe what I've been thru//You've been so long/Well, it's been so long/And I've been putting out fire/with gasoline/putting out fire with gasoline…“

Paul Schrader
Katzenmenschen/Cat People
Koch Media, DVD, USA, 1982/2013, 112 Minuten
Soundtrack: David Bowie/Giorgio Moroder
Mit Nastassja Kinski: Irena Gallier, Malcolm McDowell: Paul Gallier, John Heard: Oliver Yates, Annette O’Toole: Alice Perrin, Ruby Dee: Female, Ed Begley junior: Joe Creigh, Scott Paulin: Bill Searle, Frankie Faison: Detective Brandt, Lynn Lowry: Ruthie, John Larroquette: Bronte Judson

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-11-19)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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