Sebastian Schoepp, Mehr Süden wagen oder wie wir Europäer wieder zueinander finden, Westend 2014, ISBN 978-3-86489-070-3
Schon mit seinem letzten Buch „Das Ende der Einsamkeit: Was die Welt von Lateinamerika lernen kann“ (ebenfalls bei Westend) hatte der Journalist Sebastian Schoepp einem deutschen Publikum im Jahr 2011 auf eine ganz besondere Art einen ganzen Kontinent und seine Menschen näher gebracht. Wichtig war ihm darauf hinzuweisen, dass im Schatten der Weltaufmerksamkeit die lateinamerikanischen Staaten in den letzten zehn Jahren einen Weg eingeschlagen haben, der versucht, Marktwirtschaft, soziale Verträglichkeit, indigene Forderungen und ökologische Verantwortung unter einen Hut zu bringen - und dabei bemerkenswert erfolgreich sind.
Nun, drei Jahre später, widmet er sich in einem neue Buch dem Süden Europas, lange Zeit das ersehnte Eldorado nicht nur für Urlauber und Gourmets, sondern für viele der Ort der Sehnsucht schlechthin.
Doch im Zuge der Finanzkrise und dem Offenbarwerden der miserablen wirtschaftlichen Situation (Schoepp weist darauf hin, dass nicht alles daran von den Südeuropäern selbst herbeigeführt wurde) hat sich der nordeuropäischen, und speziell der deutsche Blick auf Südeuropa verändert. Es ging eigentlich schon mit der Einführung des Euro los. Seit wir durch die gemeinsame Währung mit dem Süden sozusagen in einer Familie leben, mögen wir ihn nicht mehr.
Das ist, so stellt Schoepp nach langen Reisen und unzähligen Gesprächen fest, nicht nur ungerecht sondern fahrlässig. Der Süden Europas darf auf keinen Fall reduziert werden auf einen Bündel ökonomischer Größen.
Er schafft mit seinen Beschreibungen, wie die Menschen dort leben und arbeiten, was sie um- und antreibt und vor allem, was sie sich erhoffen, ein Verständnis herzustellen, dass die Vorurteile und Urteile überwinden helfen kann.
Er zeigt vor allem immer wieder, wie die Menschen im Süden sich in den letzten Jahren verändert haben, wie sie ihre Chance ergreifen wollen. Für uns im Norden Anlass und Chance“ ,mehr Süden zu wagen“, das heißt dafür zu sorgen dass der Norden und der Süden endlich ihre Fähigkeiten und Potentiale bündeln, zum gemeinsamem Wohl.
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-10-04)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.