Der katholische Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff ist ein weit über die Grenzen seiner Kirche bekannter Ethiker, dessen Stimme in weiten Kreisen der Gesellschaft und Politik Gehör und Beachtung findet.
Nach umfangreichen und dicken Wälzern über die Grundlagen der Ethik (2007) und zur Bioethik (2009) legt er nun ein nicht weniger umfangreiches Buch mit dem Titel „Kein Ende der Gewalt? Friedensethik für eine globalisierte Welt“ vor. Alle Bücher und auch viele weitere zu vielen sozialethischen Themen sind bei Herder erschienen.
Dieses dicke Standardwerk kann man als einen Kompass verstehen für Menschen und für eine Welt, die sich nach wie nach Frieden sehnt, auch wenn die Hochzeiten einer Friedensbewegung lange vorbei scheinen. Doch es gibt überall auf der Welt zarte Pflänzchen der Hoffnung, gesetzt von lokalen und überregionalen Bewegungen, die die Suche nach dem Frieden nicht aufgegeben haben oder neu begonnen haben.
Angesichts der Komplexität des Themas scheint der Umfang des Buches gerechtfertigt. Zumal es Eberhard Schockenhoff wie nur wenigen Autoren, die über theologische oder philosophische Ethik schreiben, gelingt, die durchweg komplexen Sachverhalte und Inhalte verständlich und nachvollziehbar zu beschreiben und zu erklären.
In diesem empfehlenswerten Buch geht es letztlich um die Frage, ob Menschen bzw. Staaten in bestimmten Fällen Gewalt anwenden dürfen oder gar sollen. Gibt es in Geschichte und Gegenwart Alternativen? Können Konflikte auch ohne Gewalt gelöst werden, und wann und wo wird es auch in Zukunft nicht ohne sie gehen?
Eberhard Schockenhoff ist Theologe. Deshalb geht er vom biblischen Konzept des Friedens aus, um seine „Friedensethik für eine globalisierte Welt“ zu begründen und zu unterfüttern. Er bleibt damit immer auf dem Boden der biblischen Botschaft und bezieht die Ergebnisse seiner Exegese auch auf aktuelle und aktuellste Ansätze in der Politik internationaler Beziehungen.
Allen, die das Thema tiefer angehen wollen, mit den alltäglichen medialen Erklärungen unzufrieden sind und die anthropologischen, historischen und systematischen Dimensionen von Krieg und Frieden besser verstehen wollen, sei dieses Buch sehr empfohlen. Das Buch erklärt viel Historisches, gibt aber auch eine gute Unterstützung die neuen Entwicklungen in der Welt zu verstehen.
Und es ist auf seine Art ein Hoffnungsbuch, wie der Autor selbst in einem Vortrag sagte:
„Schon immer erforderte die Arbeit für den Frieden Mut und visionäre Kraft, vor allem aber Geduld, langen Atem, Ausdauer und Bereitschaft, trotz mancher Rückschläge auf dem Weg der kleinen Schritte voranzugehen.“
Eberhard Schockenhoff, Kein Ende der Gewalt. Friedensethik für eine globalisierte Welt, Herder 2018, ISBN 978-3-451-37812-6
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-11-07)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.