Nach wie vor ist in unserer Gesellschaft das Thema Sterben und Tod von starken Tabus geprägt. Ich will einmal die These aufstellen, dass diese, nach meiner Einschätzung zunehmende Tabuisierung mit der Tatsache zusammenhängt, dass früher breite Schichten tragende und tröstende religiöse Vorstellungen und Interpretationen nicht mehr tragen und wirken.
Wenn Erwachsene schon selbst mit diesem Thema für sich selbst und untereinander eher vermeidend umgehen, dann tun sie erst recht im Verhältnis zu ihren Kindern. Diese kennen noch nicht die herrschenden Tabus und stellen ihren Eltern und Großeltern Fragen über das Sterben und den Tod, wenn sie damit konfrontiert sind.
Eltern reagieren dann oft unsicher. Sie scheuen sich über etwas so Unbegreifliches zu sprechen und fragen sich, ob ihr Kind die Wahrheit verkraftet.
Das vorliegende Bilderbuch von Antonie Schneider im Coppenrath Verlag, der zuletzt mit „Als Mama nur noch traurig war“ sich einem ähnlich tabuisierten Thema zuwandte), will Eltern dabei unterstützen, offen und doch behutsam mit ihren Kindern über das Thema Tod zu sprechen, wenn diese danach fragen oder wenn es in der Familie durch den Tod etwa von Großeltern auftaucht.
In der Geschichte hier geht es um die beiden Geschwister Lena und Valentin , ihre Oma und deren neuer gelber Vogel Chaja. Chaja bedeutet „Leben“ erklärt die Oma ihren Enkeln. Und bald schon ist der Vogel in das gemeinsame Leben mit Eltern, Oma und Kindern integriert.
Doch als es Wintre wird, wird Chaja krank und irgendwann stirbt der kleine Vogel. Die ganze Familie begräbt ihn im Garten.
Später fragt der kleine Valentin seine Oma, ob sie auch einmal sterben wird, und die Oma antwortet ihm ehrlich und erzählt im Geschichten von Chaja und hält den Vogel so für den kleinen Jungen lebendig.
Als irgendwann auch die Oma schwach und bettlägerig und schließlich stirbt sie. Und die ganze Familie hat von ihr gelernt, dass sie über das Geschichtenerzählen in ihren Herzen weiterlebt.
Ein warmherzig erzähltes Bilderbuch über Sterben und Tod, Abschied und Trauer und wie liebe Menschen und Wesen in unseren Herzen weiterleben.
Die Fachberaterin für Psychotraumatologie Anna Pein hat auf den letzten beiden Seiten, die sich an die vorlesenden Eltern richten, etliche hilfreiche Erklärungen und Hinweise gegeben.
Antonie Schneider, Betina Gotzen-Beek, Ein Himmel für Oma, Coppenrath 2017, ISBN 3815770033
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-11-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.