Seine zum Teil kleinen Bücher sind in den letzten Jahren einer größer werdenden Leserschar in Deutschland ans Herz gewachsen. Mich persönlich haben die beiden Bücher "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" und "Oskar und die Dame in Rosa" sehr gefallen. Nun, nachdem sein ehemaliger Verleger Ammann in Zürich aus Altersgründen seinen Verlag aufgegeben hat, erscheinen die Bücher Schmitts bei Fischer in Frankfurt.
In diesem wieder einmal etwas dickeren Roman verfolgt Schmitt das Schicksal von drei Frauen, die in drei unterschiedlichen Epochen alle das Gleiche versucht haben. Sie sind auf der Suche nach sich selbst, spüren eine unbändige Lust am Leben und wagen eine Rebellion gegen das verordnete Leben aus zweiter Hand.
Schmitt erzählt mit unterschiedlichen Stilmitteln drei voneinander unabhängige Frauenschicksale. Alle vereint, wie man es bei Schmitt kennt, der Unterschied des Lebens der Individuen in ihrer harten Realität und in ihren Träumen und Sehnsüchten nach einem freien, selbstbestimmten, vielleicht auch spirituellen Leben. Bei dieser Befreiungsarbeit aus ihren vorbestimmten Rollen wird eine Frau das ganze Buch durchziehend von einem Erzähler begleitet. Von einer zweiten hören und erfahren wir durch die Briefe, die eine Frau namens Hanna ihrer Freundin Gretchen schreibt.
Das dritte Frauenschicksal berichtet von einer jungen und erfolgreichen Schauspielerin, die sich aus einem Leben aus Drogen, Alkohol und Sex zu befreien sucht, aber ihr Ziel nicht kennt.
Hansjörg Schertenleib hat in seinem zur gleichen Zeit erschienenen Roman „Wald aus Glas“ etwas Ähnliches versucht, bleibt dabei aber mit seinen beiden aus ihrem verordneten Schicksal ausbrechenden und fliehenden Hauptfiguren in der Gegenwart.
Beide Bücher sind poetisch-literarische Zeugnisse über ungelebte Träume, die Sehnsucht nach dem Glück und dem großen, starken Wunsch vieler Frauen nach Selbstbestimmung.
Eric-Emmanuel Schmitt, Die Frau im Spiegel, S. Fischer 2012, ISBN 978-3-10-073587-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-05-29)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.