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Wilhelm Schmid - Vom Glück der Freundschaft
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Schmid, Wilhelm:
Vom Glück der
Freundschaft

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(Bücher frei Haus)

" Agapeseis ton plesion sou hos seauton.", liegt nicht darin auch die eigentliche Grundlage für die Freundschaft, wenn es heißt, den Anderen zu lieben, wie sich selbst? Die wirkliche Grundlage Freundschaft überhaupt empfinden und auch pflegen zu können liegt auch für Wilhelm Schmid in der „selbstlosen Selbstliebe“: „Die Beziehungen zu andren gewinnen im selben Maß an Reichtum, in dem sei vom unmittelbaren Eigeninteresse des Selbst frei sind. Mittelbar kommt dies dann doch wieder dem selbst zugute, denn innerlich reich wird es im Leben letztlich nicht durch sich allein, sondern durch Andere. Die Zuwendung zu Anderen darf daher als Akt der Selbsterfüllung erscheinen und muss nicht als Selbstverzicht verbrämt werden.“ Freundschaft ist mehr als die Liebe noch, die höchste Form von Beziehung von Menschen untereinander, aber natürlich nur, wenn es sich um die "wahre" Freundschaft handelt.

Die Parrhesiastik der Existenz
Wilhelm Schmid unterscheidet nämlich grundsätzlich drei Arten von Freundschaften: die Lustfreundschaft, die Nutzenfreundschaft und die wahre Freundschaft und nur um letztere soll es sich handeln, wenn wir von der „askesis tes aretes“, der Übung in Vortrefflichkeit – nach Aristoteles – sprechen. Im Unterschied zu den ersten beiden Arten der Freundschaft geht es bei der wahren Freundschaft nämlich tatsächlich um die Wahrheit: „In ihren realen und imaginären Gesprächen bemühen sich Freunde um ein Alles-Sagen (parrhesia) und realisieren damit die Parrhesiastik der Existenz“. Und genau dadurch zeichnet sich die wahre Freundschaft eben aus und unterscheidet sich von den anderen Spielarten, die eher Feinden zur Ehre gereichen, denn wahren Freunden, wie auch Max Frisch in Montauk beschrieb.

“Tapferkeit vor dem Freund"
In jeder Liebe zu einem anderen sei die Dimension der Unendlichkeit präsent, so Schmid, denn im Freund verwirklich man auch sich selbst, geht es dabei doch auch um Transzendenz, um das Fortleben im Anderen auch nach dem eigenen Ableben. In der partnerschaftlichen Liebe mag dies vielleicht weniger der Fall sein, in der Freundschaft aber, dieser hohen Kunst der Parrhesiasitik, ist einem auch das Fortleben über das Ende der Beziehung und den Tod hinaus gesichert. „Tapferkeit vor dem Freund“ nannte Ingeborg Bachmann das in dem Gedicht „Alle Tage“ in Die gestundete Zeit (1953) und meinte damit eben, dieses Alles-Sagen-Können-und-Dürfen, ohne dass der Andere sich daraufhin beleidigt fühlte. „Die Freiheit, die Wahrheit zu sagen, ohne Beschönigungen“, auch auf diese Weise spornen die Freunde sich zu zur Vortrefflichkeit an, wie Aristoteles schon meinte, denn es gehen unmittelbare Verbesserungen für das Leben daraus hervor, so auch Schmid.

"ars vivendi"
Der eine gründet eine Familie, während der Andere darin einen Verrat am gemeinsamen Ideal des Anderslebens sieht, aber wahre Freundschaft verzeiht selbst diesen kleinen Verrat. Am schwierigsten fällt doch die Anteilnahme am Erfolg eines Freundes, wie schon Oscar Wilde, in „Die Seele des Menschen im Sozialismus“ (1891) wusste: „Jedermann kann am Leid eines Freundes Anteil nehmen, aber es verlangt schon einen sehr edlen Charakter, es verlangt tatsächlich den Charakter eines wahren Individualisten, am Erfolg eines Freundes Anteil zu nehmen. Viele Freundschaften scheitern an der Wahl des Partners/der Partnerin des Freundes, aber selbst darüber muss ein wahrer Freund hinwegsehen, denn für ihn mag dieser „kleine Erfolg“ die Grundlage für die Fortsetzung der Freundschaft auf einer höheren Ebene sein. Schließlich soll es auch Freundschaften zwischen Eheleuten geben. Oder Partnern. Während die partnerschaftliche Liebe also rein triebgesteuert sein kann, ist die Freundschaft die eigentliche höhere Kunst zu leben, die eigentliche ars vivendi.

Wilhelm Schmid
Vom Glück der Freundschaft
Mit Illustrationen von Alexandra Klobouk und Eva Goncalves
95 Seiten
Insel Verlag

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-04-04)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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