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Bernhard Schlink - Der Andere
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Schlink, Bernhard:
Der Andere

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(Bücher frei Haus)

„Die Ehe ist die Hölle. Ich ziehe Hotels und den Himmel vor.“ Der gut gekleidete, mit Pomade frisierte Südländer Ralph (Antonio Banderas) glaubt zu wissen, was Frauen wollen. Er gebärdet sich als Frauenverführer und Frauenheld und gibt ihnen vielleicht tatsächlich, das, was ihnen in ihren Ehen am meisten abgeht: Fantasie. Seine Frauen führt er in teure Hotels oder Restaurants zum Essen aus. Er tut so, als ob er ein Kosmopolit wäre, mal da mal dort lebe, viel reise. Dass er aber eigentlich nur ein kleiner Hausbesorger eines immerhin luxuriösen Apartment-Hotels ist, das erfährt der Zuschauer erst in der zweiten Hälfte des Films, zuerst glaubt auch er, der Zuseher, an die Illusion und lässt sich verführen oder besser in die Irre führen von dem Zauberer Ralph.

„Ich tue so als wäre alles besser, als es ist. Darin sind Verlierer brillant. Dinge schöner zu machen als sie sind.(...) Ich versuche die Welt schöner zu machen, den Kern zu erreichen: doch Sie, Sie sind nur oberflächlich.“ Sein ganz persönliches Glaubensbekenntnis wird zum Vorwurf an den Ehemann Peter (Liam Neeson), denn dieser hat seinen Widersacher, „den Anderen“, mit dem seine Frau ihn jahrelang betrog, aufgesucht, um ihn umzubringen. Doch als er sieht, dass Ralph eigentlich nur ein Verlierer ist, ein sentimentaler noch dazu, lässt er den Hammer, mit dem er ihn erschlagen wollte, wieder sinken. So können Schildkröten Leben retten, denn Ralph hat eine versteckt und aufgezogen und zeigt sie Peter ganz unschuldig und mit großen, staunenden Augen, dass jetzt auch ihm das Leben geschenkt wird, ohne es freilich zu wissen. Filmisch genial umgesetzt.

Die beiden Männer, die dieselbe Frau lieben, treffen sich „zufällig“ in der Bar Alemagna in Milano. Er, der Ehemann, ist extra von Cambridge angereist, um ihn, den Liebhaber, umzubringen. Beim Schach spielen lernen die beiden sich näher kennen und vielleicht liegt genau darin der „Fehler“ seines Plans. Vielleicht hätte Peter Ralph wirklich umgebracht, wenn er ihn nicht kennen gelernt hätte. Obwohl er seine Reden über seine Frau hasst, vor allem seine machistischen Sprüche wie diesen hier: „Mit Frauen ist es wie mit Pferden, aber das wissen Sie ja. Wichtig ist es, gute Hände zu haben.“ Ob das nun dazu geführt, dass er ihn dann doch nicht umbringt, oder Abigail seine Tochter oder vielleicht doch die Schildkröte, bleibt allein dem Zuseher überlassen, der selbst wohl ganz gut, Peters Rachegefühle nachvollziehen kann.

Der Film behandelt ein Thema, das sicherlich jeden betrifft. Was tun, wenn man herausfindet, dass einen der eigene Partner betrogen hat. Ist es wirklich so schlimm? Ging es vielleicht „nur“ um Sex? Kann man zwei Menschen gleichzeitig lieben? Lisa (Laura Linney) hört diese Worte gerne und schließlich hat sie auch das Vertrauen, ihrem Mann das Passwort für ihre geschützten Computerdateien über ihre Tochter zukommen zu lassen. Eigentlich will sie ja, dass er alles erfährt und beweist vielleicht gerade damit, dass sie IHN am meisten geliebt hat. Denn „Lake Como“, der Ort an dem sie am liebsten mit ihm, Peter, gewesen wäre ist der Ort, an dem sie sich mit ihrem Liebhaber traf. Aber eigentlich wollte sie das, was dieser ihr gab, von ihrem Mann. Doch über die Jahre ging die Romantik wohl verloren, beide waren in ihre Karrieren verstrickt und vergaßen dabei darauf, ihre Liebe zu pflegen und zu hegen. Der Film glänzt sicherlich durch die darstellerischen Leistungen der beiden Protagonisten und wie man es von Bernhard Schlink, der die erzählerische Vorlage zu „Der Andere“ geschrieben hat, gewohnt ist, gibt es am Ende ein paar unvorhergesehene Wendungen. Eine Literaturverfilumng, die wirklich jeden angeht und tief unter der Haut stecken bleibt, auch wegen der interessanten Art, wie sie der Regisseur umgesetzt hat.

Der Andere
DVD KOCH International

Regie: Richard Eyre
Literaturvorlage von Bernhard Schlink
Laura Linney (Lisa), Liam Neeson (Peter), Romola Garai (Abigail), Pam Ferris (Vera), Paterson Joseph (Ralph), Craig Parkinson (George), Lola Peploe (Eleanor), Richard Graham (Eric), Emma Fielding (Gail), Amanda Drew (Joy) Drehbuch: Richard Eyre, Bernhard Schlink

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-10-19)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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