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Bernhard Schlink - Das späte Leben
Buchinformation

Der preisgekrönte deutsche Autor Bernhard Schlink wurde durch die Verfilmung des 1995 veröffentlichten Romans "Der Vorleser" mit Kate Winslet auch international berühmt. Der Vorleser wurde in 50 (!) Sprachen übersetzt. Heute lebt der Autor in Berlin und New York und schreibt immer noch Romane.

Überraschende Diagnose "mitten im Leben"

Der Protagonist des neuen Romans von Bernhard Schlink ist schon sechsundsiebzig und wir aus seinem Alltag mit seiner mehr als 30 Jahre jüngeren Frau und seinem kleinen, sechsjährigen Sohn gerissen. Die ärztliche Diagnose lautet Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ihm bleiben nur noch wenige Monate zu leben. Nicht gerade die beste Ausgangssituation für jemanden, der gerade sein Leben zu schätzen gelernt hat und es noch etwas genießen will. Martin macht sich vor allem Gedanken um seinen Sohn und auch sein Arzt rät ihm, nicht an sich selbst zu denken, sondern daran, sich langsam von seinem Sohn und seiner Frau zu verabschieden. Selbstmord also ausgeschlossen. Gerne hätte er gewusst, wie es weitergeht, wie sich alles entwickelt, der Krieg, die Gesellschaft, sein Sohn David. Aber nun muss er dahin gehen, von wo es kein Zurück mehr gibt. Durch eine Tür, wie er seinem Sohn erklärt. "Der Rest seines Lebens", ist nun plötzlich keine hohle Phrase mehr, sondern eine bittere Realität auf 12 Wochen reduziert. Nun geht es ihm vor allem darum, seinem Sohn zu zeigen, dass er geliebt wird: "Die Gewissheit, geliebt zu sein, sollte ihn bei den Anstrengungen des Lebens, beflügeln, nicht Belohnung für sie sein", so Martin.

Einfühlsam erzählter Abschied

Diese Gewissheit der Liebe wird ihm aber selbst bald genommen. Denn Ulla, seine Frau, hat einen Geliebten. Aber er sagt sich: "Menschen erleben mit verschiedenen Menschen Verschiedenes" und es ist nicht der Zorn oder die Wut oder gar die Eifersucht die ihn plagen, denn er versteht Ulla ja. Irgendwie. Als Abschiedsgeschenk für seine Frau macht er sich auf die Suche nach ihrem verschollenen Vater: "Sie sollte lernen und David lehren, dass man der Liebe trauen kann". Da er das Lügen so satt hat fährt er auch zu Peter, dem Liebhaber. Der Liebe vertrauen, das ist es, was ihn noch am Leben erhält und Ulla ist bereit ihm das zu geben, was er am meisten braucht. Einen friedlichen Abschied. Bernhard Schlink hat einen Roman über das Abschiednehmen geschrieben, über das späte Leben, das - sofern man es überhaupt erreicht - so wie jeder Lebensabschnitt - seine schönen und häßlichen Seiten hat. Das Schöne daran ist zweifellos, dass man Vertrauen in die Liebe findet. Martin ist ein einfühlsamer, scharf beobachtender und überaus intelligenter Mensch und das sind doch gute Voraussetzungen für einen schönen Abschied. Ein Roman für die stillen Stunden des Jahres, zwischen Weihnachten und Silvester oder Allerheiligen/Allerseelen. Aber auch ein Trost für alle, die danach dürsten.

Bernhard Schlink
Das späte Leben
2023, Hardcover Leinen, 240 Seiten
ISBN: 978-3-257-07271-6
Diogenes Verlag
€ (D) 26.00 / sFr 35.00* / € (A) 26.80

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2023-12-15)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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