Sechs Monate nach seinem schweren Bergunglück bei dem er seine Frau verlor, kehrt der der nunmehr an einen Rollstuhl gebundene Preston Rogers mit seinem Pfleger Otis in das Haus an der Unglücksstelle zurückkehrt. Mit seinem Fernglas sieht er mit Bangen auf den Felsen seines Verhängnisses, bis er zufällig in den Wäldern seltsame Spuren entdeckt, die ihn zu seinem Nachbarhaus führen, wo sich gerade vier junge weibliche Teenager eingemietet haben. Diese vermuten in ihm bald einen Peeping Tom, doch Preston beobachtet nicht die nackten Busen unter der Dusche, sondern die haarigen Klauen, die sich an den Frauenkörpern vergreifen und diese sogleich verspeisen. Das Monster aus den tiefen Wäldern - der Bigfoot - ist zwar nicht gleich zu sehen, doch die Spannung baut sich langsam auf, bis der Zuseher von seinen Fußabdrücken angefangen, weiter zu seinen behaarten Armen schließlich dann auch sein Gesicht zu sehen bekommt. Kampf dem Monster
Der im Rollstuhl sitzende Beobachter mit dem Fernglas in der Hand erinnert an Hitchcocks Fenster zum Hof und tatsächlich ist der Schauspieler Matt McCoy eine ähnlich psychopathische Figur wie James Stewart in demselben Film oder Anthony Perkins in „Psycho“. Aber McCoy ist einer von den Guten, denn er will den Mädchen das Leben retten und spritzt aus diesem Grund auch seinen Pfleger Otis mit der für ihn selbst vorgesehenen Beruhigungsspritze nieder. Eine der genialisten Rollen der Filmgeschichte – die des Otis, meisterhaft dargestellt von Christien Tinsley – besteht darin, einige kurze Sequenzen am Anfang des Films aufzutauchen, um dann bis zur Peripetie schlafend mit einer Spritze in seinem Hals auf dem Teppich zu liegen, um dann plötzlich in der Hitze des Gefechts mit dem Bigfoot wieder aufzuwachen und diesem eine Feuerwehrschutzaxt in den Rücken zu treiben, gerade als der Bigfoot die letzte Überlebende, eine Blondine, auch noch in seinen Krallen hat. Preston, der sich in der Nahe gelegenen Gemeinde seit seinem Unfall einen gewissen Ruf als Scharlatan erworben hat, versucht zwar verzweifelt die Polizei zu erreichen, aber diese nehmen ihn schon lange nicht mehr Ernst. Also muss er versuchen – zusammen mit dem letzten Teenager, Amanda – zu flüchten. Aber die Blondine stellt sich äußerst ungeschickt an und so muss der gelähmte Preston die Sache schließlich selbst in die Hand nehmen, denn der Kampf gegen die eigenen Monster kann ja auch nur von einem selbst gewonnen werden, oder?.
Freud und die Autohygiene des Protagonisten
Bigfoot, Sasquatch, Yeti…die Namen der Kreatur aus den Wäldern ist wohl so mannigfaltig wie ihr Erscheinungsbild und würde bei diesem Film nicht vermuten lassen, dass er eigentlich schon aus dem neuen Millenium stammt, denn die verwendeten Versatzstücke erinnern sehr stark an die Wilden Siebziger und auch das Thema selbst, die verquere Bestrafung der Lust verkörpernden Teenager als Autohygiene des Protagonisten ließe eher auf vergangene Jahrzehnte schließen. Preston hat seine Frau verloren und begehrt die jungen Mädchen, die für seine Lust durch den Bigfoot bestraft werden müssen. Auch die Tatsache, dass die Teenager sich nackt im Bad entkleiden und heimlich Drogen rauchen, dürfte eine Hommage an die Trashfilme dieser Periode des amerikanischen Lowbudgetfilms sein, wie der Regisseur selbst seine Vorbilder in Interviews ja auch verraten hat. Die Spuren im Schnee führen am Ende natürlich zur wahren Quelle der Bigfoots, aber darf hier noch nicht verraten werden. Das Freudsche „Es“, das irgendwo in diesen amerikanischen Wäldern haust ist vielleicht noch viel größer als ein einzelnder dieser Bigfoots. Der Regisseur selbst verriet seine Einflüsse jedenfalls in einem Interview: „Well I love horror movies. I actually see myself as more of a genre guy. I saw Halloween when I was 8 and that’s one of my favorite all-time movies. I’ve always loved horror movies. Even in high school most of the stuff we were making was horror. So I wanted to kind of find time to direct and get out of writing and into directing. When you have a low budget horror is a great genre to break in with.“ Eine Hommage also an die puritanische Epoche des Horrorfilms aus den Siebzigern.
Ryan Schifrin
Abominable
DVD, USA, 2006, 94 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Mit Matt McCoy (Preston Rogers), Haley Joel (Amanda), Christien Tinsley (Otis), Ashley Hartman(Karen Herdberger)
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-03-04)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.