Der Sanitätsobergefreite Paul Arimond kommt 2003 zu einem Einsatz in Afghanistan, in ein Land, das auch schon sein Vorfahr Ambrosius einst, auf der Suche nach der Universalsprache der Vögel, einst bereist hatte. Auch Paul liebt es, Vögel zu beobachten und Aufzeichnungen über sie zu machen. Paul hat von zu Hause einen Packen Schuldgefühle mitgenommen, die ihn plagen, weil er einen Autounfall mit verursacht hat.
Norbert Scheuer versieht Pauls Tagebuchnotizen mit Erinnerungsgeschichten und Geschehnissen aus der Heimat in der Eifel. Seine Beobachtungen bei der Vogelschau sind so scharf justiert wie das Fernglas von seinem Vater, das er dabei benutzt.
Ob Paul seine Schuld in dem Land der Vögel mit dem einzigartig blauen Himmel abladen kann?
Scheuers neues Buch besticht durch eine schlichte Sprache. Im Laufe der Tagebuchnotizen und eingestreuten Rückbesinnungen baut sich ein Spannungsfaden der Lebensgeschichte des Soldaten Paul auf, der den Leser mit seiner Poesie und seiner tragischen Schwere immer weiter lesen und das Buch kaum aus der Hand legen lässt.
Aus der Flucht vor einer persönlichen Last und Schuld in die Freiheit, die Paul bei der Vogelobservation erlebt, wird ein emotionaler Kriegsbericht vom Hindukusch, der in seltsamer Weise über dem Leben zu schweben scheint. Norbert Scheuers „Die Sprache der Vögel“ wirkt wie eine Passionsgeschichte, die noch lange, nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat, nachklingt in der Seele.
Norbert Scheuer, Die Sprache der Vögel, C.H. Beck 2015, ISBN 978-3-406-67745-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-10-07)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.