In diesem bewegenden Buch schreibt sich ein Mensch seinen Schmerz über den Tod eines geliebten Menschen von der Seele, auf eine Weise, wie ich es so ehrlich, authentisch und offen selten gelesen habe.
Die aus dem Fernsehen und dem Radio bekannte Journalistin Bärbel Schäfer hat ein persönliches Buch geschrieben, das seine Leser nicht unberührt lassen wird, auch wenn sie selbst bisher von frühem und plötzlichem Tod in ihrer Umgebung verschont gebelieben sind. Die aber, die wissen, wie sich das anfühlt, wenn eines Nachts die Polizei vor der Tür steht, und mitteilt, dass ein enger Verwandter bei einem Unfall ums Leben gekommen ist oder auf eine andere Weise schmerzhaften Abschied nehmen mussten von einem geliebten Menschen, die werden sich wieder erkennen in den stammelnden, den suchenden, den verzweifelten Fragen Bärbel Schäfers.
Denn das, was sie da erlebt hat, bringt sie an eine Grenze ihrer Erkenntnis und ihrer Seele, die sie bisher in ihrem Leben für unmöglich hielt. Denn Gott war in ihrem Leben keine Option. Sie ist kein gläubiger Mensch und an Gott zu glauben war für sie uncool.
Doch nun nach dem Tod des Bruders stürzen die Fragen nur so auf sie ein:
„Wer kann mich trösten? Was kommt nach der Krise? Wie werde ich sein? Stärker? Schwächer? Was kann mich durchs Leben tragen?“
Sie fragt sich, ob ein Mensch der an Gott glaubt, in so einer Situation etwas anderes fühlt, als sie. Sie fragt sich, ob Gott, wenn es ihn gibt, ihren ganz persönlichen Schmerz fühlt. Wie geht das eigentlich, die Verantwortung für das eigene Leben nach oben abzugeben? Will ich das?
Auch Menschen, die schon seit Kindertagen glauben, stellen sich diese Fragen. Wie kann Gott so einen unverschuldeten Tod zulassen, all das andere Leid und Elend der Welt? Ich kenne nicht wenige Menschen, die über diesen Fragen ihren Glauben verloren haben oder ständig an ihm verzweifeln. Sie werden sich in vielen Fragen Bärbel Schäfers wiedererkennen. Die allerdings führen ihre Fragen zögernd und stolpernd in eine andere Richtung: „Mit dem Tod meines Bruders komme ich an meine Grenzen, weiß nicht, ob ich nicht doch eine ausgestreckte Hand greifen muss.“
Einen Rat, eine Anleitung zum Glücklichsein, die sie von einem Rabbi hat, und den auch der Pastor oder Iman geben könnte, kann allen zweifelnden Menschen, ob sie sich gerade vom Glauben wegbewegen oder auf ihn zubewegen helfen:
Gib und dir wird gegeben.
Sei gütig.
Lass Ruhepausen.
Kein Konsumstress.
Schenke Freunden und Familie deine Zeit und Liebe.
Arbeit ist notwendig, aber nicht alles im Leben.
Gebraucht zu werden macht glücklich.
Denke positiv.
Begib dich in die Natur.
Bete. Gerne mehrmals täglich.
Rede nicht schlecht über andere.
Halte dich an die Gebote.
Respektiere die Natur. Predige keine Ideologien.
Arbeite für den Frieden in dir.
Ja.
Bärbel Schäfer, Ist da oben jemand. Weil das Leben kein Spaziergang ist, Gütersloher Verlagshaus 2016, ISBN 978-3-579-08637-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-05-02)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.